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Back stand noch ein weiteres, das wie ein langer Zweiunddreißigpfünder aussah. An ihrer Gaffel wehte die französische Flagge.

Das Boot schoß heran und legte in elegantem, echt kriegsschiffsmäßigem Bogen auf unsrer Steuerbordseite an, und gleich darauf kam ein Mann in der Uniform eines französischen Marineleutnants über das Fallreep an Deck. Er war von mittlerer Größe und ziemlich breitschultrig; sein Gesicht war so stark gebräunt, daß es beinahe eine Mahagonifarbe hatte, sein Haar und sein buschiger Bart waren kohlschwarz, ebenso seine stechenden, unruhigen Augen. Obgleich er eigentlich ein ansehnlicher Mann genannt werden konnte, so hatten seine Züge dennoch einen wilden, abstoßenden Ausdruck, der jedoch verschwand, sobald er zu reden begann.

Bon jour, m’sieur,“ sagte er, seine Mütze lüftend zu Mr. Austin, der ihn am Fallreep empfing. „Was für ein Schiff ist dies?“

„Dies ist Ihrer Britannischen Majestät Korvette „Wolf“, antwortete unser erster Leutnant; „was für ein Schiff ist das Ihre?“

„Das ist die französische Kriegsbrigg „Vampyr“, und ich bin Jules Guerlin, ihr erster Leutnant, zu Ihren Diensten. Sind Sie le capitaine von diese vaisseau de guerre?

No, sir; ich bin der erste Leutnant, und mein Name ist Austin,“ erwiderte dieser mit einer leichten Verbeugung. „Kapitän Vernon ist in seiner Kajüte; wünschen Sie ihn zu sehen?“

In diesem Augenblick erschien der Skipper an Deck, und der französische Offizier wurde ihm von Mr. Austin in aller Form vorgestellt.

Es war meine Wache an Deck, und da ich in Lee von der Gruppe auf- und abspazierte, so vernahm ich so ziemlich alles, was geredet wurde. Der „Vampyr“, so berichtete Leutnant Guerlin, war soeben von einer vergeblichen Jagd auf eine große Bark zurückgekehrt, die vor drei Wochen aus dem Kongo gekommen und der es gelungen war, dem ihr auflauernden „Vampyr“ auszuweichen. Der Franzose hatte sie über den halben Atlantic verfolgt, ohne ihrer habhaft werden zu können. Jetzt war er wieder gekommen, in der Hoffnung, bald

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)