Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sein, denn länger ist es noch nicht her, seit wir den Creek von der Mündung bis zum Ende abgesucht haben, ohne ein Fahrzeug zu bemerken.“

Nach einigen schnell gewechselten weiteren Fragen stellte es sich heraus, daß sich in der Nähe von Don Manuels Besitztum zwei Creeks befanden; wir waren in dem westlich gelegenen heraufgekommen, Riberas Schiff aber lag in dem andern.

Jetzt begann Langfeld mit großer Vorsicht den alten Herrn auf das Unglück vorzubreiten, von dem sein Haus während seiner Abwesenheit heimgesucht worden war. Als der Ärmste alles erfahren hatte, war er so furchtbar erschüttert, daß ich fürchtete, er werde den Verstand verlieren. Langfelds liebevoller Festigkeit und vernünftigem Zureden glückte es jedoch endlich, ihn zu einer ruhigeren Auffassung der Sachlage zu bringen.

Die Durchsuchung des Hauses ergab keinen Anhalt, wohl aber die Besichtigung der Spuren, die ich auf dem Gartenpfade entdeckt hatte. Es mußten mindestens sechs Männer in das Besitztum eingedrungen sein; es hatte ein Kampf stattgefunden, in dem der treue Pedro sein Leben verlor, und dann waren Donna Antonia und Madre Dolores gewaltsam fortgeschleppt worden. Nachdem wir zu dieser Schlußfolgerung gekommen waren, gingen wir den Spuren nach, durch den Wald und hinab bis zu dem von Don Manuel erwähnten Creek. Hier, in dem Schlick des Ufers, fanden wir neben den Männerspuren auch einige leichtere von Frauenfüßen und außerdem die Stelle, wo sich der Vorsteven eines Bootes in das Erdreich eingedrückt hatte.

Demnächst führte uns Don Manuel an einen Ort, von wo, wie er meinte, das Schiff zu sehen sein müßte, und richtig, da lag die „Black Queen“ dicht am Ufer unter dem Gezweig der Mangroven.

Nunmehr wurde Kriegsrat gehalten. Die Brigg zu nehmen, wie wir damals die „Josefa“ genommen, war unmöglich. Don Manuel sagte uns, daß das Fahrzeug erst mit Hochwasser die vor der Creekmündung liegende Barre passieren könnte, also um sechseinhalb Uhr

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/163&oldid=- (Version vom 31.7.2018)