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Collins, in den Dienst zu pfuschen und ihn auf solch eine Möglichkeit aufmerksam zu machen, wodurch ich mir jedoch nur eine etwas spöttische Zurückweisung zuzog.

Der Skipper war auch an Deck; die Art, wie er bald zu den drohenden Wolkenmassen unter dem Firmament aufblickte, bald nach der Brigg auslugte und dann die ungeheure Fläche der Segel musterte, ließ mich erkennen, daß er ähnliche Bedenken trug wie ich.

Schließlich trat er zum Scheileit, um auf das Barometer hinabzublicken. Ich beobachtete ihn, sah ihn erschrecken und abermals und schärfer als zuvor hinunterschauen. Dann lief er schnell die Kajütstreppe hinab, um sich völlige Gewißheit zu holen, wie ich meinte. Ich ging achteraus, um ebenfalls durch das Scheileit einen Blick auf das Instrument zu werfen – da begannen die Segel plötzlich zu knattern und zu schlagen, und in der nächsten Sekunde brach plötzlich ein furchtbarer Tornado über uns herein.

Im Nu lag das Schiff ganz auf der Seite, von der unwiderstehlichen Gewalt des Sturmes hilflos niedergedrückt. Mir war, als hörte ich Collins Stimme irgend einen Befehl erteilen, aber in dem betäubenden Sausen des Windes war kein Wort zu verstehen.

Als das Deck unter meinen Füßen immer schräger und steiler wurde, sprang ich in verzweifelter Hast zur nächsten Kanonenpforte an der Luvseite hinauf, denn instinktiv ward mir die Gewißheit, daß die kurze Lebenszeit des „Wolf“ zu Ende sei, daß er sich nie wieder aufrichten, sondern ganz und gar kentern werde. Ich mußte auf einmal lebhaft an die Worte denken, die die Schauerleute in Portsmouth auf der Werft gesprochen hatten, damals, als ich die Fertigstellung des neuen Schiffes beobachtete. Mir war, als töne der Klang dieser Worte mir noch in den Ohren und ich wußte, daß die in ihnen liegende Prophezeiung sich jetzt erfüllen sollte.

Es gelang mir, eine der Geschütztaljen zu erfassen; an der zog ich mich zur Pforte hinan, kroch hindurch und hinaus auf die jetzt wagerecht liegende Luvseite des Schiffes. Hier verweilte ich einen Moment,

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)