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ausgewählt hatte. Sechs Bootsmannsmaaten trugen den Sarg zur Gruft. Leutnant Langfeld und ich hielten die Zipfel des Flaggenbahrtuchs auf der einen, Perkins und Leutnant Collins auf der andern Seite; es ist dies eine alte englische Sitte. Der Kapitän schritt voran und las dabei mit lauter Stimme die Totengebete. Hinter dem Sarge folgten die andern Offiziere und die Mannschaften des „Wolf“, den Beschluß machte das französische Trauergefolge.

Unter den fortgesetzten Gebeten des Skippers wurde der Sarg in die Gruft gesenkt. Leutnant Langfeld warf in tiefer Bewegung die erste Schaufel Erde in das Grab seines Freundes und Kameraden. Darauf stellte sich das Seesoldatenkommando auf beiden Seiten des Grabes auf und erwies dem Verschiedenen mit einer dreimaligen Gewehrsalve die letzte Ehrung. Das Grab wurde zugeschaufelt und ein hölzernes Kreuz am Kopfende aufgepflanzt. Dann machten wir uns auf die Rückfahrt, jetzt nicht mehr mit halbmast gesetzten Flaggen.

Ich unterlasse hier zu schildern, wie schwer mir ums Herz war und wie tief ich den Verlust des braven und liebenswürdigen Vorgesetzten fühlte, der mir stets soviel Freundlichkeit erwiesen hatte.

Beim Passieren der „Virginia“ sahen wir, daß die neue Fockrahe bereits aufgebracht und das Segel untergeschlagen war; die übrigen Havarien hatte man gleichfalls ausgebessert, und so war die Brigg wieder vollständig seeklar.

Langfeld schaffte seine Siebensachen sogleich nach unsrer Ankunft von der Korvette auf die Brigg und kehrte dann noch einmal auf den „Wolf“ zurück, um mit dem Skipper zu speisen und die letzten Instruktionen zu empfangen.

Später erhielten Leutnant Collins und ich den Befehl, in der Kajüte zu erscheinen. Hier sprach sich Kapitän Vernon kurz über den Verlust aus, den er und alle Mann durch Mr. Austins Tod erlitten, teilte uns mit, daß er Mr. Langfeld beauftragt habe, die Prise und die Gefangenen nach Sierra Leone zu bringen und dort dem Stationsadmiral zu überliefern. Auch habe er diesem in einem Schreiben

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/151&oldid=- (Version vom 31.7.2018)