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haben, ehe ich ihm damit komme. Doch da kommt die Seebrise, ein wahres Glück! An die Brassen vorn und achtern! Fier weg in Lee, hol an zu Luwart! Gei auf Besan!“

Eine schwache blaue Linie kam vom westlichen Horizont her über die See auf uns zugekrochen, einige Schaumwellchen zeigten sich auf der glasigen Oberfläche und verschwanden wieder. Dann kühlte ein köstlicher frischer Luftzug unsre Gesichter, schwellte einen Augenblick die leichten oberen Segel, erstarb wieder, kam abermals, stärker, währte eine halbe Minute, die Leinwand erschlaffte, füllte sich auf’s neue, die Korvette fing an durch’s Wasser zu gehen und wandte ihren Bug gegen Osten; Wasserblasen zogen an ihren Seiten hin, ein schwaches Rippeln begann am Vorsteven, wurde stärker, wurde hörbar, die glasige Oberfläche der See kräuselte sich, färbte sich wundervoll tiefblau, das Steuerrad machte sich in des Rudersmanns Hand fühlbar, und mit vollen Segeln strebten wir der Kongomündung zu – und der Brigg, die gleichfalls ihren Kurs auf den Fluß zu nahm.

Sie ging eine volle halbe Stunde vor uns im Banana Creek zu Anker; sie hatte daher ihre Segel bereits festgemacht, Rahen und Leinen getrimmt und ihre Boote im Wasser, als wir unsern Anker in das moorige, undurchsichtige Wasser des Creeks fallen ließen.

Unsre Mannschaft war noch beim Festmachen der Segel, da legte bereits die Gig der Brigg an unserm Fallreep an und Leutnant Guerlin erschien auf dem Quarterdeck, die Mütze in der Hand, lächelnd, dienernd und grüßend wie nur ein Franzose dies fertigbringt.

Diese Visite war trotz ihrer Überstürzung lediglich ein Höflichkeitbesuch und dehnte sich so lange aus, daß Kapitän Vernon nicht anders konnte, als seinen Gast zum Frühstück zu bitten, wozu Mr. Austin und meine Wenigkeit schon zuvor geladen gewesen waren. Im Verlaufe des Mahles sprach er sich außerordentlich lobend über das Aussehen und die Ordnung an Bord unsers Schiffes aus und als er merkte, daß er dadurch das Herz des guten Austin gewonnen hatte, gab er den Wunsch zu erkennen, das schöne Fahrzeug auch im Innern besichtigen

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/134&oldid=- (Version vom 31.7.2018)