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spottschlecht, und das Fahrzeug fing infolgedessen an, heftig zu gieren, d. h. bald nach der einen und bald nach der andern Seite abzuweichen. Ich rief Langfeld an und bat ihn, entweder das Fockstagsegel zu setzen, oder achteraus zu kommen und den Hals des Schonersegels aufzuholen. Er tat das letztere, um nicht mehr Leinwand loszumachen, als ein Mann bewältigen konnte. Er wollte soeben wieder nach vorn eilen, als ich voraus in See und etwa eine Seemeile entfernt etwas in Sicht bekam.

„Was ist das dort über dem Leebuge?“ fragte ich; „ist das nicht ein Fahrzeug?“

Langfeld stieg auf die Reling, um einen besseren Ausblick zu haben; da krachte ein Schuß durch das Scheileit, aber ohne ihn zu treffen. Er nahm gar keine Notiz davon und ließ das schnell näher kommende Fahrzeug nicht aus den Augen.

„Es ist eine Brigg,“ sagte er, „und wenn ich nicht sehr irre – aber das kann ja nicht sein – und doch – wahrhaftig, es ist der „Vampyr“!

„Dem Anschein nach ist er’s,“ sagte ich. „Aber ich vermisse – ich wollte, die Kerle ließen das verdammte Schießen sein! – ich vermisse den weißen Gang.“

„Den vermisse ich auch – aber es ist doch, hol’s der Teufel, kaum möglich, daß wir uns so täuschen sollten! Abhalten – ein wenig – nicht zu dicht heran. Ich sehe keinen Wimpel. Schwerenot! Diesmal haben die Hunde mich getroffen!“

Die Kerle hatten eine ganze Salve durch das Scheileit auf ihn abgegeben, und ich sah, wie er sich mit der Hand nach der Seite fuhr.

Wir waren bald der fremden Brigg ganz nahe; die Kajüte war erleuchtet, an Deck gewahrten wir mehrere Leute. Ein Mann stieg in die Großwant und preite uns an.

„Josefa ahoi!“ rief er auf Spanisch. „Was ist da an Bord bei euch los? Warum geht ihr ohne volle Ladung in See? Ist da oben im Creek etwas verkehrt gegangen?“

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/119&oldid=- (Version vom 31.7.2018)