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Langfeld schnell an sie heran und flüsterte ihr etwas zu; da errötete sie tief, legte ihren Arm in den seinen und folgte ihm hinauf auf die Veranda.

Eine Stunde später kamen die beiden wieder herein. Langfeld sah sehr ernst aus, dabei aber auch, wie mir schien, ein wenig triumphierend; Antonia aber war in Tränen, die sie nicht zu verbergen suchte.

Nun kam der Abschied; ich übergehe ihn und will nur bemerken, daß alle sehr ergriffen waren. Dann führte Pedro uns einen Fußpfad entlang, der zum Creek hinabging.

Es war stockfinster. Die Sterne waren verschwunden; schwere Gewitterwolken hingen unter dem Firmament, im Osten begannen Blitze aufzuleuchten und in der Ferne grollte dumpfer Donner.

Pedro redete uns dringend zu, wieder umzukehren und unsre Abfahrt aufzuschieben, da eine stürmische Nacht bevorstünde. Aber darauf konnten wir uns nicht einlassen; versäumten wir diese Gelegenheit, an Bord unsers Schiffes zu gelangen, dann konnte eine lange Zeit vergehen, ehe sich uns eine zweite darbot. Wir setzten also unsern Weg fort, erreichten nach einer halben Stunde das obere Ende des Creeks und fanden hier, sorgfältig unter einer Bedachung von Palmblättern verborgen, das Kanu.

Es war wenig zu einer solchen Fahrt geeignet, wie wir vorhatten. Es maß zwei Fuß sechs Zoll in der Breite, zwanzig Fuß in der Länge und seine Tiefe betrug nicht mehr als sechzehn Zoll. Es hatte keine Duchten, die Paddler mußten sich, das Gesicht nach vorn, darin niederkauern, und das war gut, denn dadurch kam ihr Schwerpunkt so tief nach unten zu liegen, daß der Seelenverkäufer, der ganz entsetzlich rank war, nicht so leicht kentern konnte.

Der brave Pedro hielt uns noch einen Vortrag über die Eigentümlichkeiten und die Tücken des Kanus, dann begaben wir uns vorsichtig an Bord, sagten dem Alten Lebewohl und machten uns, Langfeld achtern und ich vorn, auf die Fahrt.

Da das Wasser hier nur schmal und von Baumkronen überhangen

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/111&oldid=- (Version vom 31.7.2018)