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Segel erschienen in tiefem Blau, der weiße Gang, der sich um den schön geformten Rumpf herzog, war soeben erkennbar.

Die Sonne verschwand, die Nacht war da, denn in den Tropen gibt es keine Abenddämmerung, kein Zwielicht. Das Schiff war jetzt eine graue Masse auf dem schwarzblauen Hintergrund der See. Ich konnte noch erkennen, wie es seine Marssegel aufgeite, um zu Anker zu gehen. Ich hatte genug gesehen.

Es war der „Wolf“.

Ich eilte heimwärts durch den nächtlichen Wald und hatte bald die Pforte des Zaunes erreicht, der Don Manuels Garten umhegte. Hell schienen die Sterne hernieder auf den sandigen Pfad, der zwischen den Kaffeebäumen und dem hohen Gesträuch zu Don Manuels Hause führte.

Da tauchten eine kurze Strecke vor mir zwei Gestalten auf, eine männliche und eine weibliche, die gleich mir dem Hause zugingen. Den Mann erkannte ich an der Figur, es war der Leutnant Langfeld; die Dame konnte niemand anders sein als Donna Antonia. Um nicht neugierig zu scheinen, blieb ich zurück und trat hinter einen Kaffeebusch, um zu warten, bis sie in das Haus gegangen sein würden, und dann erst selber einzutreten.

Plötzlich sah ich dicht hinter ihnen eine Anzahl Männer aus dem Buschwerk kommen und auf dem Wege erscheinen, dessen weicher Sand ihre Tritte unhörbar machte.




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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/106&oldid=- (Version vom 31.7.2018)