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fest, mir das Ding näher anzusehen. Ich peilte den Topp nach dem Stand der Sonne und stieg in Eile vom Baum herab.

Von meinem Standpunkte mußte das Fahrzeug etwa zwei Seemeilen entfernt sein, von Don Manuels Hause also nur die Hälfte. Ein Marsch von dreiviertel Stunden brachte mich an den Rand eines Mangrovensumpfes , und nun wußte ich, daß der Creek nicht mehr weit sein konnte. Der Weg über die verschlungenen, schlüpfrigen Manarovenwurzeln war halsbrecherisch und beschwerlich, und nahm noch eine weitere Viertelstunde in Anspruch, ehe ich den Creek erreicht hatte.

Und da, drüben auf der anderen Seite, lag auch Sennor Riberas Fahrzeug vor mir. Ich deckte mich hinter einem knorrigen Baumstamm und musterte es mit geradezu hungrigen Blicken. Es war ein ganz allerliebster kleiner Marssegelschoner, der da an den Bäumen vertäut lag, mit grauem Anstrich, sehr hoher Takelung und einem Raumgehalt von ungefähr hundertzwanzig Tonnen. Aber bösartig sah er aus, entschieden bösartig. Manchen Schiffen kann man ihren Charakter auf den ersten Blick ansehen.

Die Mannschaft war gerade damit beschäftigt mit Hilfe von zwei langen Fichtenstämmen einen Steg zwischen Fahrzeug und Land herzustellen. Ich suchte mir hinter meinem Stamm eine bequeme Wurzel aus und setzte mich nieder, fest entschlossen, nicht eher zu weichen, bis ich wußte, woran ich mit dem Schoner war. Den Sennor Ribera sah ich nicht an Bord.

Als der Steg fertig war, lief einer der Matrosen an Land und kehrte bald mit einigen bewaffneten Negern zurück, die eine Schar von Sklaven eskortierten. Die Unglücklichen waren paarweise mit schweren Holzstücken zusammengekoppelt, die man ihnen über das Genick gebunden hatte. Dazu war jeder Sklave mit einem großen oder zwei kleineren Elefantenzähnen bepackt. An Deck angelangt, wurde ihnen das Elfenbein abgenommen, dann trieb man sie in die Luke hinunter und gleich darauf verrieten klingende Hammerschläge die geschäftsmäßige

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)