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sich ins Innere der großen asiatischen Halbinsel gewagt hatten.

Der Knabe ahnte nicht, daß jetzt zwei seiner Feinde dicht hinter ihm blieben. Ganz erfüllt von seinen Plänen, die auf nichts anderes abzielten als die sämtlichen Reittiere der Iringi zu entführen, ließ er es gerade heute an jener Vorsicht fehlen, die diesen Gegnern gegenüber nur zu sehr am Platze war.

Wo das Lager der Beduinen, das diese gezwungenerweise weiter zurückverlegt hatten, um den Schüssen aus den alten Vorderladerkanonen zu entgehen, die die Belagerten im Sande der in der Mitte des versteinerten Waldes befindlichen kleinen Oase entdeckt hatten, - wo dieses Lager sich befand, wußte er ganz genau. In großem Bogen schlich er darauf zu, kam dabei durch ein ausgetrocknetes, steiniges Bachbett. Das sollte seine Rettung werden. Der Engländer war ungeschickt genug, einen Stein einen kleinen Abhang hinab zustoßen. Polternd stürzte der Stein, Paul Loring fuhr hierum … Gegen den helleren Hintergrund einer sandigen Stelle bemerkte er die beiden dunklen Flecken, erkannte sofort deren wahre Natur, sprang auf und stürmte davon.

Ein schriller Pfiff Ibrahims alarmierte sofort sämtliche Wachen. Eine wilde Hetzjagd begann. Doch der Knabe war nicht mehr zu fassen. Die Wolkenbank hatte jetzt die Hälfte des Himmels mit einem riesigen, schwarzen Tuche überzogen. Die Finsternis nahm von Minute zu Minute zu. In der Luft lastete eine drückende Schwüle. Kein Windhauch war zu spüren. Nur in der Ferne ward plötzlich ein dumpfes Brausen vernehmbar …

Ibrahim und der Engländer, ganz außer Atem und in Schweiß gebadet, gaben nun das nutzlose Suchen auf und wandten sich dem Lager wieder zu. Da hörte der heimatlose Räuber zum ersten Male die dumpfen Laute, die das Nahen eines Orkanes ankündigten.

„Es wird ein Gewitter geben“, rief er laut. „Im Schutze der Regenmassen können wir bis zur Oase vordringen. Es ist ein Glückszufall! Besseres kann sich kaum ereignen als ein solches Unwetter …!“ –

Inzwischen war der Knabe, matt zum Umsinken nach

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W. Belka: Der Tempel Salomonis. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Tempel_Salomonis.pdf/5&oldid=- (Version vom 2.10.2016)