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einen hohen Preis gesetzt. Ibrahim aber spottete aller Verfolger, zumal er gerade unter den Briten genug einflußreiche Freunde besaß, die ihn stets rechtzeitig warnten, wenn ihm ein Hinterhalt gelegt werden sollte.

Einer dieser Engländer, ein Mann namens Shlook, saß vor seinem etwas abseits aufgestellten Zelte und wartete auf Ibrahims Rückkehr. Als der Pirat der Wüste zu ihm trat, forderte er ihn durch eine Handbewegung zum Niedersetzen auf und begann sodann ganz unvermittelt:

„Wie lange soll diese Belagerung der zehn Leute, die wir dort im Süden in dem versteinerten Walde umzingelt haben, noch dauern?! – Wir müssen endlich mit dieser Sache zu Ende kommen, Ibrahim. Ein kecker Angriff bringt die zehn fraglos in unsere Gewalt.“

„… und kostet mindestens zehn der Iringi das Leben“, fügte Ibrahim hinzu, indem er sich ruhig seine mit einem langen Rohr versehene Pfeife stopfte.

„Was spielen hier zehn Iringi für eine Rolle, wo es sich für uns beide darum handelt, die Goldschätze zu erringen, die unsere Widersacher sich angeeignet haben!“ meinte Shlook ungeduldig.

Ibrahim schaute den Briten ernst an und sagte. „Du weißt, wie gut sie zu zielen wissen, jene Leute, mit denen wir seit Monaten auf dem Kriegsfuße leben. Die Iringi schonen gern ihre Leiber. Ich habe ihnen nichts zu befehlen, bin nur ihr Gast …

Weiter und weiter spann sich die Unterhaltung. Sie drehte sich immerfort um denselben Gegenstand: um das lockende Gold eines alten Mannes, der ein wertvolles Geheimnis in seiner Todesstunde einem Deutschen anvertraut hatte, dem es dann mit Hilfe tatkräftiger Gefährten geglückt war, diese reichen Schätze an sich zu bringen. (Vergleiche Band 94 dieser Sammlung „Die Schätze des Wahhabiten“.)

Die Dunkelheit brach herein. Einer der Wachposten, die den versteinerten Wald ständig beobachteten, kam und meldete Ibrahim, daß vielleicht in kurzem ein Unwetter losbrechen würde. Im Südosten stehe eine schwarze Wolkenwand, die nichts Gutes verheiße.

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Der Tempel Salomonis. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Tempel_Salomonis.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)