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und wenn ein richtiger Stechlin ins Siebenundsechzigste geht, dann geht er auch in Tod und Grab. Das is so Familientradition. Ich wollte, wir hätten eine andre. Denn der Mensch is nun mal feige und will dies schändliche Leben gern weiterleben.“

     „Schändliches Leben! Herr von Stechlin, Sie haben ein sehr gutes Leben gehabt.“

     „Na, wenn es nur wahr ist! Ich weiß nicht, ob alle Globsower ebenso denken. Und die bringen mich wieder auf mein Hauptthema.“

     „Und das lautet?“

     „Das lautet: ‚Teuerster Pastor, sorgen Sie dafür, daß die Globsower nicht zu sehr obenauf kommen.‘“

     „Aber, Herr von Stechlin, die armen Leute…“

     „Sagen Sie das nicht. Die armen Leute! Das war mal richtig; heuztutage aber paßt es nicht mehr. Und solch unsichere Passagiere wie mein Woldemar und wie mein lieber Lorenzen (von dem der Junge, Pardon, all den Unsinn hat), solche unsichere Passagiere, statt den Riegel vorzuschieben, kommen den Torgelowschen auf halbem Wege entgegen und sagen: ‚Ja, ja, Töffel, du hast auch eigentlich ganz recht,‘ oder, was noch schlimmer ist: ‚Ja, ja, Jochem, wir wollen mal nachschlagen.‘“

     „Aber, Herr von Stechlin.“

     „Ja, Lorenzen, wenn Sie auch noch solch gutes Gesicht machen, es ist doch so. Die ganze Geschichte wird auf einen andern Leisten gebracht, und wenn dann wieder eine Wahl ist, dann fährt der Woldemar ’rum und erzählt überall, ‚Katzenstein sei der rechte Mann‘. Oder irgend ein andrer. Aber das ist Mus wie Mine; – verzeihen Sie den etwas fortgeschrittenen Ausdruck. Und wenn dann die junge gnädige Frau Besuch kriegt oder wohl gar einen Ball giebt, da will ich Ihnen

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 488. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_488.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)