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     „Nein, Herr Major. Ich sehe die Bienen oft schwärmen und sammeln, und seh’ auch, wie sie sammeln und wo sie sammeln. Da sind voran die Linden und Akazien und das Heidekraut. Nu, die sind die reine Unschuld; davon red’ ich gar nicht erst. Aber nun sollten Sie die Biene sehn, wenn sie sich auf eine giftige Blume, sagen wir zum Beispiel auf den Venuswagen niederläßt. Und in jedem Venuswagen, besonders in dem roten (aber doch auch in dem blauen), sitzt viel Gift.“

     „Venuswagen; kann ich mir denken. Und wie sammelt da die Biene?“

     „Sie nimmt nie das Gift, sie nimmt immer bloß die Heilkraft.“

     „Na, Sie müssen es wissen, Krippenstapel. Und auf Ihre Verantwortung hin will ich mir den Honig auch schmecken lassen, und die Buschen muß sich drin finden und sich wohl oder übel zufrieden geben. Übrigens fällt mir bei der Alten natürlich auch das Kind ein. Da sitzt es am Fenster. Na, komm mal her, Agnes, und sage, daß du hier auch was lernst. Ich hab’ ihr nämlich Bücher gegeben, mit allerlei Bildern drin, und seit vorgestern auch eine Götterlehre, das heißt aber noch eine aus guter, anständiger Zeit und jeder Gott ordentlich angezogen. Und da lernt sie, glaub’ ich, ganz gut. Nicht wahr, Agnes?“

     Agnes knickste und ging wieder auf ihren Platz.

     „Und dann hab’ ich dem Kind auch unsern Dragoner und die Mühle gegeben. Also unsre besten Stücke, so viel ist richtig. Ich denke mir aber, mein Museumsdirektor wird über diesen Eingriff nicht böse sein. Eigentlich is es doch besser, das Kind hat was davon als die Spinnen. Und was macht denn Ihr Oberlehrer in Templin? Hat er wieder was gefunden?“

     „Ja, Herr Major. Münzenfund.“

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_478.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)