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die Stimmung ein wenig; Dubslav ergab sich in sein Schicksal, und Adelheid wurde weniger herbe.

     „Wo hast du nur die Kiebitzeier her?“ sagte sie. „Das ist was Neues. Als ich noch hier lebte, hatten wir keine.“

     „Ja, die Kiebitze haben sich seit kurzem hier eingefunden, an unserm Stechlin, da, wo die Binsen stehn; aber bloß auf der Globsower Seite. Nach der andern Seite hin wollen sie nicht. Ich habe mir gedacht, es sei vielleicht ein Fingerzeig, daß ich nun auch welche nach Friedrichsruh schicken soll. Aber das geht nicht; dann gelt’ ich am Ende gleich für eingeschworen, und Uncke notiert mich. Wer dreimal Kiebitzeier schickt, kommt ins schwarze Buch. Und das kann ich schon Woldemars wegen nicht.“

     „Is auch recht gut so. Was zu viel ist, ist zu viel. Er soll sich ja mit der Lucca zusammen haben photographieren lassen. Und während sie da oben in der Regierung und mitunter auch bei Hofe so was thun, fordern sie Tugend und Sitte. Das geht nicht. Bei sich selber muß man anfangen. Und dann ist er doch auch schließlich bloß ein Mensch, und alle Menschenanbetung ist Götzendienst. Menschenanbetung ist noch schlimmer als das goldene Kalb. Aber ich weiß wohl, Götzendienst kommt jetzt wieder auf, und Hexendienst auch, und du sollst ja auch – so wenigstens hat mir Fix erzählt – nach der Buschen geschickt haben.“

     „Ja, es ging mir schlecht.“

     „Gerade, wenn’s einem schlecht geht, dann soll man Gott und Jesum Christum erkennen lernen, aber nicht die Buschen. Und sie soll dir Katzenpfötchenthee gebracht haben und soll auch gesagt haben: ‚Wasser treibt das Wasser.‘ Das mußt du doch heraushören, daß das ein unchristlicher Spruch ist. Das ist, was sie ‚besprechen‘ nennen oder auch ‚böten‘. Und wo das

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_459.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)