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und wollen doch das Höchste. Mehr kann der Mensch nich. Aber Koseleger. Der will leben.“

     Und während er noch so vor sich hin seinen Faden spann, war sein gutes altes Faktotum eingetreten, an das er denn auch ohne weiteres und bloß zu eignem Ergötzen die Frage richtete: „Nich wahr, Engelke?“

     Der aber hörte gar nichts mehr, so sehr war er in Verwirrung, und stotterte nur aus sich heraus: „Ach Gott, gnäd’ger Herr, nu is es doch so gekommen.“

     „Wie? Was?“

     „Die Frau Gemahlin von unserm Herrn Oberförster…“

     „Was? Die Prinzessin?“

     „Ja, die Frau Katzler, Durchlaucht.“

     „Alle Wetter, Engelke… Da haben wir’s. Aber ich hab’ es ja gesagt, ich wußt’ es. Wie so ’n Tag anfängt, so bleibt er, so geht es weiter… Und wie das hier durcheinander liegt, alles wie Kraut und Rüben. Nimm die Zudecke weg, ach was Zudecke, die reine Pferdedecke; wir müssen eine andre haben. Und nimm auch die grünen Tropfen weg, daß es nicht gleich aussieht wie ’ne Krankenstube… Die Prinzessin… Aber rasch, Engelke, flink… Ich lasse bitten, ich lasse die Frau Oberförsterin bitten.“

     Dubslav rückte sich, so gut es ging, zurecht; im übrigen aber hielt er’s in seinem desolaten Zustande doch für besser, in seinem Rollstuhl zu bleiben, als der Prinzessin entgegen zu gehn oder sie durch ein Sicherheben von seinem Sitz mehr oder weniger feierlich zu begrüßen. Ermyntrud paßte sich seinen Intentionen denn auch an und gab durch eine gemessene Handbewegung zu verstehen, daß sie nicht zu stören wünsche. Gleich danach legte sie den rechten Arm auf die Lehne eines nebenstehenden Stuhles und sagte: „Ich komme, Herr von

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_433.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)