Seite:Der Stechlin (Fontane) 431.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist er nicht ’rausgekommen und wird auch nicht ’rauskommen, weil er überhaupt nicht da ist. Meinen alten Krippenstapel, den kenn’ ich.“

     Koseleger, Weltmann, wie er war, lenkte rasch ein, sprach von Konventiklerbeschränktheit und gab die Möglichkeit einer Intrigue zu.

     „Natürlich wird es einem schwer, in diesem Erdenwinkel an derlei Dinge zu glauben, denn ‚Intrigue‘ zählt ganz eminent zu den höheren Kulturformen. Intrigue hat hier in unserer alten Grafschaft, glaub’ ich, noch keinen Boden. Aber andrerseits ist es doch freilich wahr, daß heutzutage die Verwerflichkeiten, ja selbst die Verbrechen und Laster, nicht bloß im Gefolge der Kultur auftreten, sondern umgekehrt ihr voranschreiten, als beklagenswerte Herolde falscher Gesittung! Bedenken Sie, was wir neuerdings in unsern Äquatorialprovinzen erlebt haben. Die Zivilisation ist noch nicht da und schon haben wir ihre Gräuel. Man erschauert, wenn man davon liest und freut sich der kleinen und alltäglichen Verhältnisse, drin der Wille Gottes uns gnädig stellte.“

     Nach diesen Worten, die was von einem guten Abgang hatten, erhob sich Koseleger und der Alte, seinerseits seinen Arm in den des Superintendenten einhakend, „um sich“, wie er sagte, „auf die Kirche zu stützen“, begleitete seinen Besuch bis wieder auf die Rampe hinaus und grüßte noch mit der Hand, als der Wagen schon über die Bohlenbrücke fuhr. Dann wandte er sich rasch an Engelke, der neben ihm stand, und sagte:

     „Engelke, schade, daß ich mit dir nicht wetten kann. Lust hätt’ ich. Heute kommt noch wer, du wirst es sehn. Eine Woche lang läßt sich keine Katze blicken, aber wenn unser Schicksal erst mal ’nen Entschluß gefaßt hat, dann kann es sich auch wieder nicht genug thun. Man gewinnt dreimal das große Los oder man

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_431.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)