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     „O nein, nein. Es war ihm Ernst, ganz und gar. Aber es würd’ ihm zu schwer gemacht worden sein. Rund heraus, er wäre gescheitert.“

     „Woran?“

     „An seinen Freunden vielleicht, an seinen Feinden gewiß. Und das waren die Junker. Es heißt immer, das Junkertum sei keine Macht mehr, die Junker fräßen den Hohenzollern aus der Hand und die Dynastie züchte sie bloß, um sie für alle Fälle parat zu haben. Und das ist eine Zeit lang vielleicht auch richtig gewesen. Aber heut ist es nicht mehr richtig, es ist heute grundfalsch. Das Junkertum (trotzdem es vorgiebt, seine Strohdächer zu flicken, und sie gelegentlich vielleicht auch wirklich flickt) dies Junkertum – und ich bin inmitten aller Loyalität und Devotion doch stolz, dies sagen zu können – hat in dem Kampf dieser Jahre kolossal an Macht gewonnen, mehr als irgend eine andre Partei, die Sozialdemokratie kaum ausgeschlossen, und mitunter ist mir’s, als stiegen die seligen Quitzows wieder aus dem Grabe herauf. Und wenn das geschieht, wenn unsre Leute sich auf das besinnen, worauf sie sich seit über vierhundert Jahren nicht mehr besonnen haben, so können wir was erleben. Es heißt immer: ‚unmöglich‘. Ah bah, was ist unmöglich? Nichts ist unmöglich. Wer hätte vor dem 18. März den ‚18. März‘ für möglich gehalten, für möglich in diesem echten und rechten Philisternest Berlin! Es kommt eben alles mal an die Reihe; das darf nicht vergessen werden. Und die Armee! Nun ja. Wer wird etwas gegen die Armee sagen? Aber jeder glückliche General ist immer eine Gefahr! Und unter Umständen auch noch andre. Sehen Sie sich den alten Sachsenwalder an, unsren Zivil-Wallenstein. Aus dem hätte schließlich doch Gott weiß was werden können.“

     „Und Sie glauben,“ warf der Graf hier ein, „an

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_405.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)