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Rücksitze des Wagens ein. Das ergab aber, besonders zwischen den zwei Schwestern, eine vollkommene Rang- und Höflichkeitsstreiterei. „Ja, wenn es jetzt in die Kirche ginge,“ sagte Armgard, „so hättest du recht. Aber unser Wagen ist ja schon wieder ein ganz einfacher Landauer geworden, und Woldemar und ich sind, vier Stunden nach der Trauung, schon wieder[WS 1] wie zwei gewöhnliche Menschen. Und sich dessen bewußt zu werden, damit kann man nicht früh genug anfangen.“

     „Armgard, du wirst mir zu gescheit,“ sagte Melusine.

     Man einigte sich zuletzt, und als der Wagen am Anhalter Bahnhof eintraf, waren Rex und Czako bereits da, – beide mit Riesensträußen, – zogen sich aber unmittelbar nach Überreichung ihrer Bouquets wieder zurück. Nur die Baronin und Melusine blieben noch auf dem Bahnsteig und warteten unter lebhafter Plauderei bis zum Abgange des Zuges. In dem von dem jungen Paare gewählten Coupé befanden sich noch zwei Reisende; der eine, blond und artig und mit goldener Brille, konnte nur ein Sachse sein, der andre dagegen, mit Pelz und Juchtenkoffer, war augenscheinlich ein „Internationaler“ aus dem Osten oder selbst aus dem Südosten Europas.

     Nun aber hörte man das Signal, und der Zug setzte sich in Bewegung.

* * *

     Die Baronin und Melusine grüßten noch mit ihren Tüchern. Dann bestiegen sie wieder den draußen haltenden Wagen. Es war ein herrliches Wetter, einer jener Vorfrühlingstage, wie sie sich gelegentlich schon im Februar einstellen.

     „Es ist so schön,“ sagte Melusine. „Benutzen wir’s. Ich denke, liebe Baronin, wir fahren hier zunächst


  1. Vorlage: wider
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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_389.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)