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und mir unvergeßlichen Lächeln: ‚Ja, lieber Frommel, da unter mir liegt ein Kranker; ich mag nicht, daß er die Empfindung hat, ich trample ihm da so über den Kopf hin…‘ Sehn Sie, Herr von Stechlin, da haben Sie den alten Kaiser.“

     Dubslav schwieg und nickte. „Wie beneid’ ich Sie, so was erlebt zu haben,“ hob er nach einer Weile an. „Ich kannt’ ihn auch ganz gut, das heißt in Tagen, wo er noch Prinz Wilhelm war, und dann oberflächlich auch später noch. Aber seine eigentliche Zeit ist doch seine Kaiserzeit.“

     „Gewiß, Herr von Stechlin. Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken.“

     „Richtig, richtig,“ sagte Dubslav, „das schwebte mir auch vor; ich konnt’ es bloß nicht gleich finden. Ja, so war er, und so einen kriegen wir nicht wieder. Übrigens sag’ ich das in aller Reverenz. Denn ich bin kein Frondeur. Fronde ist[WS 1] mir gräßlich und paßt nicht für uns. Bloß mitunter, da paßt sie doch vielleicht.“

* * *

     Inzwischen war die siebente Stunde herangekommen und um halb acht ging der Zug, mit dem das junge Paar noch bis Dresden wollte, dieser herkömmlich ersten Etappe für jede Hochzeitsreise nach dem Süden. Man erhob sich von der Tafel, und während die Gäste, bunte Reihe machend, untereinander zu plaudern begannen, zogen sich Woldemar und Armgard unbemerkt zurück. Ihr Reisegepäck war seit einer Stunde schon voraus, und nun hielt auch der viersitzige Wagen vor dem Barbyschen Hause. Die Baronin und Melusine hatten sich zur Begleitung des jungen Paares miteineinander verabredet und nahmen jetzt, ohne daß Woldemar und Armgard es hindern konnten, die beiden


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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_388.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)