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     „Desto besser gefallen sie dir. Das sieht dir ähnlich. Ich liebe mehr unsre Leute. Beide sind doch beinah’ wie Fremde.“

     „Nun, das ist nicht schlimm.“

     „Doch. Mir widersteht das Fremde. Laß dir erzählen. Da war ich vorigen Sommer mit der Schmargendorff in Berlin und ging zu Josty, weil die Schmargendorff, die so was liebt, gern eine Tasse Schokolade trinken wollte.“

     „Du hoffentlich auch.“

     „Allerdings. Ich auch. Aber ich kam nicht recht dazu, nippte bloß, weil ich mich über die Maßen ärgern mußte. Denn an dem Tische neben mir saß ein Herr und eine Dame, wenn es überhaupt eine Dame war. Aber Engländer waren es. Er steckte ganz in Flanell und hatte die Beinkleider umgekrempelt, und die Dame trug einen Rock und eine Bluse und einen Matrosenhut. Und der Herr hatte ein Windspiel, das immer zitterte, trotzdem fünfundzwanzig Grad Wärme waren.“

     „Ja, warum nicht?“

     „Und zwischen ihnen stand eine Tablette mit Wasser und Cognac, und die Dame hielt außerdem noch eine Zigarette zwischen den Fingern und sah in die Ringelwölkchen hinein, die sie blies.“

     „Scharmant. Das muß ja reizend ausgesehn haben.“

     „Und ich verwette mich, diese Melusine raucht auch.“

     „Ja, warum soll sie nicht? Du schlachtest Gänse. Warum soll Melusine nicht rauchen?“

     „Weil Rauchen männlich ist.“

     „Und schlachten weiblich… Ach, Adelheid, wir können uns über so was nicht einigen. Ich gelte schon für leidlich altmodisch, aber du, du bist ja geradezu petrefakt.“

     „Ich verstehe das Wort nicht und wünsche nur, daß es etwas ist, dessen du dich nicht zu schämen hast. Es

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_372.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)