Seite:Der Stechlin (Fontane) 279.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

so dabei bin und über meine Fortschritte beinah’ erstaune, dann berapple ich mich momentan wieder und sage mir: ‚Courage gewonnen, alles gewonnen‘. Und dabei lass’ ich dann zu meinem weitern Trost all unsre preußischen Helden zu Fuß und zu Pferde an mir vorüber ziehen, immer mit dem Gefühl einer gewissen wissenschaftlichen und mitunter auch moralischen Überlegenheit. Da ist zuerst der Derfflinger. Nun, der soll ein Schneider gewesen sein. Dann kam Blücher, – der war einfach ein ‚Jeu‘er. Und dann kam Wrangel und trieb sein verwegenes Spiel mit ‚mir und mich‘.“

     „Bravo, Czako. Das ist die Sprache, die Sie sprechen müssen. Und Sie werden auch nicht an der Majorsecke scheitern. Eigentlich läuft doch alles bloß darauf hinaus, wie hoch man sich selber einschätzt. Das ist freilich eine Kunst, die nicht jeder versteht. Das Wort vom alten Fritz: ‚Denk’ Er nur immer, daß Er hunderttausend Mann hinter sich hat,‘ dies Trostwort ist manchem von uns ein bißchen verloren gegangen, trotz unsrer Siege. Oder vielleicht auch eben deshalb. Siege produzieren unter Umständen auch Bescheidenheit.“

     „Jedenfalls haben Sie, lieber Stechlin, zu viel davon. Aber wenn Sie erst Ihre Ruth haben…“

     „Ach, Czako, kommen Sie mir nicht immer mit ‚Ruth‘. Oder eigentlich, seien Sie doch bedankt dafür. Denn dieser weibliche Name mahnt mich, daß ich mich für heut’ Abend am Kronprinzenufer angemeldet habe, bei den Barbys, wo’s, wie Sie wissen, freilich keine Ruth giebt, aber dafür eine ‚Melusine‘, was fast noch mehr ist.“

     „Versteht sich, Melusine is mehr. Alles, was aus dem Wasser kommt, ist mehr. Venus kam aus dem Wasser, ebenso Hero… Nein, nein, entschuldigen Sie, es war Leander.“

     „Egal. Lassen Sie’s, wie’s ist. Solche verwechselte

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_279.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)