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und dann geniert sich mein Imme auch, und die Hälfte bleibt übrig. Na, jedenfalls is es nett, daß du wieder da bist. Ich habe dich ja seit deinem letzten Dienst noch gar nicht ordentlich gesehen. Es war ja wohl ’ne Hofrätin? Na, Hofrätinnen, die kenn’ ich. Aber es giebt auch gute. Wie war er denn?“

     „Na, mit ihm ging es.“

     „Deine krausen Haare werden wohl wieder schuld sein. Die können manche nicht vertragen. Und wenn dann die Frau was merkt, dann is es vorbei.“

     „Nein, so war es nicht. Er war ein sehr anständiger Mann. Beinahe zu sehr.“

     „Aber, Kind, wie kannst du nur so was sagen? Wie kann einer zu anständig sein?“

     „Ja, Frau Imme. Wenn einen einer gar nicht ansieht, das is einem auch nicht recht.“

     „Ach, Hedwig, was du da bloß so red’st! Und wenn ich nich wüßte, daß du gar nich so bist… Aber was war es denn?“

     „Ja, Frau Imme, was soll ich sagen, was es war; es is ja immer wieder dasselbe. Die Herrschaften können einen nich richtig unterbringen. Oder wollen auch nich. Immer wieder die Schlafstelle oder, wie manche hier sagen, die Schlafgelegenheit.“

     „Aber, Kind, wie denn? Du mußt doch ’ne Gelegenheit zum Schlafen haben.“

     „Gewiß, Frau Imme. Und ’ne Gelegenheit, so denkt mancher, is ’ne Gelegenheit. Aber gerade die, die hat man nich. Man ist müde zum Umfallen und kann doch nicht schlafen.“

     „Versteh’ ich nich.“

     „Ja, Frau Imme, das macht, weil Sie von Kindesbeinen an immer bei so gute Herrschaften waren, und mit Lizzi is es jetzt wieder ebenso. Die hat es auch gut un is, wie wenn sie mit dazu gehörte. Meine

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_187.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)