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     „Großartig,“ sagte Rex. „Ich entschlage mich nach solchen Mitteilungen jeder weiteren Opposition. Welch ein Maß von Entsagung! Denn auch im Nichtentsagen kann ein Entsagen liegen. Andauernde Opferung eines Innersten und Höchsten.“

     „Unglaublich!“ lachte Czako. „Rex, Rex. Ich hab’ Ihnen da schon vorhin alle Menschenkenntnis abgesprochen. Aber hier übertrumpfen Sie sich selbst. Wer Konventikel leitet, der sollte doch wenigstens die Weiber kennen. Erinnern Sie sich, Stechlin sagte, sie sei lymphatisch und habe Vergißmeinnichtaugen. Und nun sehen Sie sich den Katzler an. Beinah’ sechs Fuß und rotblond und das Eiserne Kreuz.“

     „Czako, Sie sind mal wieder frivol. Aber man darf es mit Ihnen so genau nicht nehmen. Das ist das Slavische, was in Ihnen nachspukt; latente Sinnlichkeit.“

     „Ja, sehr latent; durchaus vergrabner Schatz. Und ich wollte wohl, daß ich in die Lage käme, besser damit wuchern zu können. Aber…“

     So ging das Gespräch noch eine gute Weile.

     Die große Chaussee, darauf ihr Weg inzwischen wieder eingemündet, stieg allmählich an, und als man den Höhepunkt dieser Steigung erreicht hatte, lag das Kloster samt seinem gleichnamigen Städtchen in verhältnismäßiger Nähe vor ihnen. Auf ihrem Hinritte hatten Rex und Czako so wenig davon zu Gesicht bekommen, daß ein gewisses Betroffensein über die Schönheit des sich ihnen jetzt darbietenden Landschafts- und Architekturbildes kaum ausbleiben konnte. Czako besonders war ganz aus dem Häuschen, aber auch Rex stimmte mit ein. „Die große Feldsteingiebelwand,“ sagte er, „so gewagt im allgemeinen bestimmte Zeitangaben auf diesem Gebiete sind, möcht’ ich in das Jahr 1375, also Landbuch Kaiser Karls IV., setzen dürfen.“

     „Wohl möglich,“ lachte Woldemar. „Es giebt nämlich

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin 1899, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_092.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)