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ein kleiner weißer Kläffer sofort furchtbar zu bellen anfing, erschien Krippenstapel um zu sehen, was los sei.

     „Guten Morgen, Krippenstapel,“ sagte Dubslav. „Ich bring’ Ihnen Besuch.“

     „Sehr schmeichelhaft, Herr Baron.“

     „Ja, das sagen Sie; wenn’s nur wahr ist. Aber unter allen Umständen lassen Sie den Baron aus dem Spiel… Sehen Sie, meine Herren, mein Freund Krippenstapel is ein ganz eignes Haus. Alltags nennt er mich Herr von Stechlin (den Major unterschlägt er), und wenn er ärgerlich ist, nennt er mich ‚gnäd’ger Herr‘. Aber sowie ich mit Fremden komme, betitelt er mich Herr Baron. Er will was für mich thun.“

     Krippenstapel, still vor sich hinschmunzelnd, hatte mittlerweile die Tür zu der seiner Schulklasse gegenüber gelegenen Wohnstube geöffnet und bat die Herren, eintreten zu wollen. Sie nahmen auch jeder einen Stuhl in die Hand, aber stützten sich nur auf die Lehne, während das Gespräch zwischen Dubslav und dem Lehrer seinen Fortgang nahm. „Sagen Sie, Krippenstapel, wird es denn überhaupt gehen? Sie sollen uns natürlich alles zeigen, und die Schule ist noch nicht aus.“

     „O, gewiß geht es, Herr von Stechlin.“

     „Ja, hören Sie, wenn der Hirt fehlt, rebelliert die Herde…“

     „Nicht zu befürchten, Herr von Stechlin. Da war mal ein Burgemeister, achtundvierziger Zeit, Namen will ich lieber nicht nennen, der sagte: ‚Wenn ich meinen Stiefel ans Fenster stelle, regier’ ich die ganze Stadt.‘ Das war mein Mann.“

     „Richtig; den hab’ ich auch noch gekannt. Ja, der verstand es. Überhaupt immer in der Furcht des Herrn. Dann geht alles am besten. Der Hauptregente bleibt doch der Krückstock.“

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin 1899, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)