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einen geschickten Arzt in Nürnberg zu consuliren, und die von diesem verordneten Arzeneyen nach Rötenbach zu schicken.

 Bey dieser Anwesenheit der Ehemännischen muß indessen der Plan verabredet worden seyn, dessen Folgen jetzt vor Augen liegen: denn, anstatt der Arzeneyen eines geschickten Arztes, kam Tags darauf der Bader Eder, in Gesellschaft des Kaufmann Ehemanns, angefahren.

 Beym Anblick der Kranken wurde Eder zur Frage bewogen: „ob denn sie, welcher man ja gar nichts ansehe, die Patientin sey?“ diese Frage wurde vom Manne ohne weiters bejahet. Eder fragte um alle Umstände. Die Ehemännin erzählte sie ihm getreulich, so gut sie solche selbst wußte, und unterwarf sich am Ende auch der verlangten Besichtigung. Eder sprach ihr hierauf Trost zu, äusserte, daß sie nichts für diese Krankheit könne; und fügte bey: „sie solle nur jetzt nach Nürnberg hinein, da würde sie in ein recht ordentliches Haus kommen und wieder recht gesund werden: sie solle zu ihren Eltern, den Müller Frankischen Eheleuten zu Unter-Eschenbach gehen und es ihnen sagen, daß sie nach Nürnberg müsse, um curiret zu werden.“

 Am andern Morgen, da sie aufgestanden war, und sich zur Reise angeschicket hatte, eröffnete ihr ihr Mann, daß sie Geld mit nach Nürnberg nehmen müsse; gab ihr aber keines, sondern verwies sie dießfalls an ihre Eltern, mit dem Beyfügen: „sie solle bey Leibe nicht bey ihren Eltern bleiben, sondern ohne Aufenthalt nach Nürnberg fahren.“ Die Frankischen Eheleute so wohl, als die Ehemännin, die der bisher vorgebildeten Freundschaft der Ehemännischen trauten, und nichts Arges vermutheten, fanden keine Bedenklichkeit, ihrer Tochter, die in einem recht ordentlichen Hause recht gesund werden sollte, die Reise nach Nürnberg, die ihr ihr Mann beim Abfahren ernstlich eingebunden, und ihr ja nicht bey