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schleunigen Besichtigung der unglücklichen Ehemännin durch unparteyische Sachverständige.

 Sie wurde bewilliget. Fränkischer Seits ließ man sich selbst dadurch nicht abschrecken, daß die Bewilligung nur auf Kosten der Beklagten erfolgte. Die Besichtigung ging vor sich, und mit Schauder und dem höchsten Grad des gerechtesten Unwillens über die beyspiellose Bosheit, aber auch mit wahrer Freude über den so schnellen Sieg der Unschuld sah man das Werk der Finsterniß offen da liegen. Der Bericht selbst sagte:

 Wir etc. fanden daselbst, (i. e. im Sebastian-Spital) eine von aussen anzusehende ganz gesunde und lebhafte Person von 23 Jahren, eines sanguinischen Temperaments, welche uns erzählte: daß sie kurz vor ihrer Verheyrathung eine 14 Tage dauernde Fieberkrankheit gehabt hätte. Zur Zeit der Verehelichung hätte sie ihre monatliche Reinigung, womit sie allemahl 3 Tage zu schaffen hätte, überkommen, dahero sie in der Nacht ihren Unterrock anbehalten und mit dem marito nicht cohabitiret habe, indeme er dieselbe Nacht in kein Bette gekommen, und sie bei einer Freundin geschlaffen; sie hätte aber zuvor wegen vielerley ihr in der Brautzeit ungewöhnlichen Getränke ein Jucken in partibus genitalibus empfunden, wie auch, da sie finito mensium negotio den 4 und 5ten Tag mit ihrem Ehemann den Coitum celebriret. Wir fragten, wie sie dann in dem Infections-Hause bis anhero wären behandelt worden? und erhielten die Antwort: daß der Chirurgus balneator Eder ihr einmal Purgier-Pillen gegeben habe, und zweymahl sie angehalten, die nates mit einer rothen Salbe stark einzureiben, und da sie, seiner Meinung nach, nicht stark genug sie eingerieben habe, so hätte er gedrohet, ihr diese Salbe mit einem Strohigel einzureiben, auch gegen ihren Vater versichert, alle Zähne im Munde wären los, und ganze Trümmer von den Natibus wären angefressen, auch Zapfen sähe man in den genitalibus. Darauf inspicirten wir

1) den Mund und fanden die schönsten und festesten Zähne, keine Entzündung in dem Zahnfleisch, der Zunge, des Zäpfleins, des Halses und der Mandeln.