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Der Glaube an Elfen ist nach meinem Bedünken viel mehr celtischen als scandinavischen Ursprungs. Daher mehr Elfensagen im westlichen Norden als im östlichen. In Deutschland weiß man wenig von Elfen und alles ist da nur matter Nachklang von bretanischen Sagen, wie z. B. Wielands Oberon[1]. Was das Volk in Deutschland Elfen oder Elben nennt, sind die unheimlichen Geburten der Hexen, die mit dem Bösen gebuhlt. Die eigentlichen Elfensagen sind heimisch in Irland und Nordfrankreich; indem sie von hier hinabklingen bis zur Provence, vermischen sie sich mit dem Feenglauben des Morgenlands. Aus solcher Vermischung erblühen nun die vortrefflichen Lais[2] vom Grafen Lanval[3], dem die schöne Fee ihre Gunst schenkt unter dem Beding, daß er sein Glück verschweige. Als aber König Arthus, bey einem Festgelage zu Karduel, seine Königinn Genevra für die schönste Frau der Welt erklärte, da konnte Graf Lanval nicht länger

Annmerkungen (Wikisource)

  1. Christoph Martin Wielands Verserzählung Oberon (Weimar 1780; gekürzte Fassung: Leipzig 1784)
  2. Lai (entsprechend dem deutschen Leich): altfranzösische Verserzählung
  3. Lanval ist einer der Lais von Marie de France. Die anglonormannische Dichtung des 12. Jahrhunderts wurde vielfach adaptiert. Heines Quelle war möglicherweise Friedrich Ludwig von Dobeneck: Des deutschen Mittelalters Volksglauben und Heroensagen (hrsgg. von Jean Paul; Berlin 1815).


Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Elementargeister. Hamburg: Hoffmann und Kampe, 1837, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Salon_(Heine)_III_163.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)