Seite:Der Reisewitzische Garten in Plauen bei Dresden.pdf/27

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Albert Grafen zu Lynar-Lübbenau, Rittmeister bei dem K. Preußischen Gardekürassier-Regimente, über. Von diesem erkaufte es den 2. Januar 1866 der Dresdner Bankier Robert Thode (für 10000 Thlr.), der es den 12. Oktober 1868 der neuentstandenen Aktienbierbrauerei zu Reisewitz überließ.

Je stiller es in dem von der Gräfin Kielmannsegge erkauften Grundstücke bei deren Lebzeiten zuging, um so geräuschvoller war es oft auf der jenseits der Quermauer liegenden Hälfte von Reisewitz. Da gab es großen Lärm in jenem Grundstücksteile, welchen der Vorwerksbesitzer Bunke 1840 erkauft hatte und auf welchem die noch jetzt vorhandene Kesselschmiede entstanden war[1]. Aber auch im Hauptteile von Reisewitz ging es zuweilen recht lebhaft her. An schönen Sonntagen wurde, wie dies noch heute geschieht, die dort vorhandene Restauration von vielen Dresdnern gern aufgesucht, und es entwickelte sich dann in dem großen, schattigen Garten ein fröhliches Leben. Zuweilen fanden auch an Wochentagen größere politische Versammlungen statt. Den 18. Juni 1846 gaben einige hundert Dresdner dem Landtagsabgeordneten Bürgermeister Todt, dem späteren Mitgliede der provisorischen Regierung während der Dresdner Mairevolution, und mehreren seiner politischen Freunde auf Reisewitz ein Festmahl[2]. Ungleich gewaltiger war jene Volksversammlung, welche am 4. September 1848 gegen 8000 Personen auf Reisewitz zu dem Zwecke zusammenführte, die politische Lage des Landes zu erörtern[3].

Den bedeutendsten, weil dauernden Zufluß von Menschen veranlaßte aber das Sommertheater, für dessen Errichtung Bunke überaus thätig gewesen war. Zwar gehörte ihm damals Reisewitz schon nicht mehr, da er den ihm noch gebliebenen Hauptteil dieses Grundstücks am 28. Dezember 1840 an seine Gattin Christiane Sophie für 20000 Thlr. verkauft hatte[4], aber trotzdem behielt er auch ferner noch die Leitung der Geschäfte in seiner Hand. Auf seinen Betrieb bewarb sich 1843 der Schauspieldirektor Matthes um die Konzession, auf Reisewitz während der Sommermonate


  1. Gemeindebuch Nr. 1, April 1841, im Gemeindeamt Plauen
  2. Taggesell, Tagebuch eines Dresdner Bürgers, S. 860.
  3. Ebenda S. 904
  4. A. Ger. A. Kaufbuch d. M. Nr. 34 Bl. 372-374.

Anmerkungen des Übersetzers

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Hantzsch: Der Reisewitzische Garten in Plauen bei Dresden. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Achtes Heft. Dresden 1888, Seite 64-92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Reisewitzische_Garten_in_Plauen_bei_Dresden.pdf/27&oldid=- (Version vom 13.9.2022)