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unter ihm seinen früheren Ruf gänzlich eingebüßt, denn aus dem einst so prächtigen Herrensitze mit seinen herrlichen Gartenanlagen wurde eine Stätte der furchtbarsten Verwüstung und zwar durch den Krieg im Jahre 1813.

Traf der durch ihn am Vorwerke verursachte Schaden den Grafen von der Schulenburg als Besitzer auch sehr empfindlich, so litten doch zwei andere Männer nebst ihren Familien und Dienstpersonen ungleich schwerer darunter. Es waren dies der Ökonomiepachter Zappe und der Schankpachter Baumann. Beide blieben während der ganzen Kriegszeit fast ununterbrochen auf dem Vorwerke und wurden daher Augenzeugen des furchtbaren Elends, welches das Kriegsjahr 1813 über die Dresdner Gegend brachte. Was sie damals auf Reisewitz erlebt und gelitten, hat Baumann wahrheitsgetreu geschildert in einem Büchlein, welches den Titel führt: „Kriegs- und Familienscenen in und bei Dresden erlebt, oder Ergießungen meines Herzens bei dem Rückblicke und bei der Erinnerung an das Jahr 1813. Dresden 1815."

Das Vorwerk war schon 1812, als das große Heer Napoleons nach Rußland marschierte, bedeutend in Mitleidenschaft gezogen worden. Infolge des Zusammenströmens der verschiedensten, zum großen Teil außerdeutschen Truppen wollten in Dresden die für die erkrankten Soldaten errichteten Hospitäler nicht ausreichen, und wurden deshalb schon damals die meisten Gebäude des Vorwerks Reisewitz mit dazu benutzt. Dies brachte seinen Bewohnern nicht nur unmittelbare Gefahr für Gesundheit und Leben, sondern auch, insbesondere dem Wirte Baumann, bedeutende pekuniäre Nachteile. Die Bewohner Dresdens, welche, namentlich im Sommer, Reisewitz zahlreich zu besuchen pflegten, blieben jetzt ganz weg[1].

Ungleich schlimmer wurde es für jenes Grundstück wie für Dresden und seine Umgegend im Jahre 1813. Am 13. März wohnte der französische General Reynier mit zahlreichem Gefolge auf 24 Stunden im Wasserpalais des Reisewitzischen Gartens, während es vom 24. Aprıl an den russischen General Lisonnewitzky für einige Tage beherbergte. Im Mai dagegen diente es wieder


  1. A. Ger. A. Reisewitz. Kriegsschäden 1813, Lit. S Nr. 124 Bl. 3.

Anmerkungen des Übersetzers

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Hantzsch: Der Reisewitzische Garten in Plauen bei Dresden. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Achtes Heft. Dresden 1888, Seite 64-92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Reisewitzische_Garten_in_Plauen_bei_Dresden.pdf/21&oldid=- (Version vom 13.9.2022)