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Trotzdem scheint Grundig mit seinem Vorwerke Sorgen genug gehabt zu haben. Die Felder, auf denen die Truppen großenteils den guten Boden abgegraben hatten, zeigten sich fast gar nicht ertragsfähig, und es war, laut Kommissionsgutachten, Grundig "trotz aller bisher aufgewendeten Mühe nicht möglich gewesen, die erlittenen Beschädigungen vollständig zu repariren und das Vorwerk in nutzbaren Stand zu setzen"[1]. Da ihm auch die Wiederherstellung seiner in Dresden gelegenen Häuser, von denen zwei mit sämtlichen Mobilien 1760 beim Bombardement völlig vernichtet worden waren, schwere Geldopfer auferlegten[2], so mag er auf den Gedanken gekommen sein, sich bei passender Gelegenheit des Vorwerks Reisewitz zu entledigen. Wirklich fand sich auch ein Käufer und zwar in der Person des Oberkammerherrn Ludwig Siegfried Grafen Vitzthum v. Eckstädt. Der neue Besitzer des Vorwerks, der es den 19. Juni 1770 für 10000 Thlr. von Grundig erkauft hatte[3], traf hier verschiedene bauliche Veränderungen. So ließ er unter anderm das Wasserpalais von den Ökonomie- und Wirtschaftsgebäuden durch die noch vorhandene Quermauer abtrennen, auch für die erstere Grundstückshälfte eine Einfahrt herstellen[4]. Der Graf wohnte nur selten auf Reisewitz, da er sich als Besitzer des überaus herrlich gelegenen und prachtvoll eingerichteten Schlosses Lichtenwalde lieber dort aufhielt, wenn ihn seine berufliche Stellung nicht anderswo fesselte. Gleichwohl stand das Wasserpalais im Sommer fast nie leer, da es der gräfliche Eigentümer an vornehme Dresdner Familien und zwar meist zu hohen Preisen vermietete. Das genannte Grundstück brachte manches Jahr einen Zinsertrag von 600 Thlr.[5]. Als Graf Vitzthum 1777 starb[6], hinterließ er fünf noch minderjährige Kinder, für die ein Reichsgraf von der Schulenburg die Vormundschaft und zugleich die Verwaltung des Vorwerks Reisewitz übernahm. In jener Zeit war es, daß das Wasserpalais


  1. H. St. A. Die dem Geh. Secretario Grundig zugestandene Befreyung etc. 1761. Loc. 6171. Vol. I.
  2. Ebenda.
  3. A. Ger. A. Kaufbuch d. M. Nr. 20 (1767) Bl. 250-252.
  4. F. A. Rep. 8. Dresden Nr. 353. Loc. 35854
  5. A. Ger. A. Lit. B B Nr. 177. Reisewitz aus verschiedenen Jahren, Bl. 33.
  6. Kneschke, Adelslexikon Band 9 S. 397.

Anmerkungen des Übersetzers

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Hantzsch: Der Reisewitzische Garten in Plauen bei Dresden. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Achtes Heft. Dresden 1888, Seite 64-92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Reisewitzische_Garten_in_Plauen_bei_Dresden.pdf/19&oldid=- (Version vom 13.9.2022)