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sie so ihre Fertigkeit im Messerwerfen bewiesen, rief Botterley verächtlich:

„Feiges Gesindel! Denkt Ihr, daß ein Amerikaner sich hier wie ein altes Weib benehmen und vor Angst heulen und winseln wird?! Feiglinge seid Ihr! Gehört etwa Mut dazu, mit hundert Kriegern drei Männer auf einer Insel anzugreifen?! Stehlen, rauben und morden könnt Ihr! Weiter nichts! Damit Ihr es wißt, jämmerliche rote Bande: ich habe meine Jugend als Sohn eines Farmers verlebt! Ich habe schon mit sechs Jahren verstanden, eine Büchse zu laden! Ich kenne Euch! Kinderdiebe seid ihr! Mich und meinen Zwillingsbruder stahlt Ihr, als wir beide am Bachufer Netze trockneten! Und damals – verflucht sei jene Stunde – damals war ich ein Feigling! Damals flehte ich Euch an, mich freizulassen, versprach Euch aus meines Vaters Hütte ein Fäßchen Pulver zu holen – als Lösegeld! Heimlich holte ich es dann! Und Ihr gabt mich frei! Aber an meinen Bruder dachte ich damals nicht. Ich duldete es, daß Ihr ihn wegschlepptet! Ich verschwieg meinen Eltern das Vorgefallene. Bald verließen sie die Farm, siedelten nach den großen Städten im Osten über, nachdem alles Suchen nach Edward, meinem Bruder, umsonst gewesen! – So wart Ihr es, feiges Diebesgelichter, das mich dazu verführte, schwere Schuld auf mein Kinderhaupt zu laden! Und jetzt – jetzt hat mich die bittere Reue hier in die Wildnis getrieben! Edward wollte ich suchen, wollte –“

Botterley schwieg.

Der Kreis der Apachen hatte sich geöffnet, und Omakati schritt langsam in seinem Grislyfell bis dicht vor

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William Käbler: Der Medizinmann Omakati. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Medizinmann_Omakati.pdf/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)