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eine Tragbahre an und beförderten den Verwundeten ins Lager.

Der Oberhäuptling war bei Besinnung. Unwillkürlich mußte er jetzt an die Warnung des Medizinmannes denken, der ihm ja vor kaum einer halben Stunde den Tod vorausgesagt hatte.

Als die sechs Apachenkrieger, die den Verletzten trugen, das Lager erreicht hatten und zwischen den Zelten hindurchschritten, kam ihnen bereits der geheimnisvolle Omakati, wieder in sein Grislyfell gehüllt, entgegen.

Omakati ließ die Tragebahre niedersetzen und untersuchte wortlos des schnellen Büffels Schußwunde, verband sie und erklärte dann:

„Mein Bruder, der Oberhäuptling der Apachen, sollte auf die Stimme Omakatis hören. Reite mit Deinen Kriegern von dannen. Begrabe das Kriegsbeil. Wenn Du am Leben bleiben willst, mußt Du wochenlang Dich völlig ruhig verhalten. Du darfst auch nicht sprechen. Gib mit der Hand ein Zeichen und die Krieger werden alles zum Abzuge rüsten.“

Der schnelle Büffel starrte den Medizinmann feindselig an. Er gab ihm allein die Schuld, daß er durch des Mulatten Kugel niedergestreckt worden war. In seinen abergläubischen Vorstellungen traute er Omakati sehr wohl die Macht zu, selbst die Kugel eines Feindes lenken zu können. Sein Haß gegen Omakati steigerte sich noch. Und nicht minder gärte jetzt eine jeden anderen Gedanken verdrängende Rachgier gegen Felsenherz und die anderen Feinde dort auf der Insel in seiner wilden Seele. Ihm genügte es, daß der Medizinmann soeben erklärt hatte, daß keine augenblickliche Gefahr für sein Leben bestand.

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William Käbler: Der Medizinmann Omakati. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Medizinmann_Omakati.pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)