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Abgerissene Blätter und Sprüche

Bei des Lebens Irrgangwegen
Wie wär’ ich da so schlimm gefahren,
Wenn nicht des tiefsten Ernstes Segen
Mich vor Umsturz konnte wahren!
Doch ohne meinen Leichtsinn, ihn auch will ich preisen,
Steckt ich noch tief in ausgefahren Gleisen.

*

Die Schaffenden müssen hart werden!
Aber nicht gegen andere, sondern gegen sich selbst.

*

Das Leben hat der dunkeln Rätsel viele,
Und keine Lösung kommt damit zum Ziele;
Geh dran vorbei, laß sie in Ruh,
Sieh still bescheiden ihnen zu,
Bleib’ wohlgemut und spiele! –

*

Nur ein heiliger Mann durfte in seinem hohen Alter seinen Mitmenschen zurufen: „Kindlein, liebet einander!“ Ein gewöhnlicher alter Mann, den das Leben müde und mild gemacht hat, darf aber doch die Mahnung aussprechen: „Brüder, hasset einander nicht!“

*

O Erde, nur noch einen letzten Blick,
Du willst das Aug’, das du geliehen, wieder;
Ich hab’ es nicht verdorben, etwas müd’ nur sind die Lider;
Es war ein gutes Augenpaar, ich geb’ es dir mit Dank zurück. –


***
Umschlagzeichnung von F. H. Ehmcke.[WS 1] Druck von Stähle & Friedel, Stuttgart


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Fritz Helmut Ehmcke,
    * 16.10.1878 (Hohensalza); † 03.02.1965 (Widdersberg, Oberbayern)
    Professor; Künstler; Buchkünstler; Graphiker
Empfohlene Zitierweise:
Joseph August Beringer (Hrsg.): Der Malerpoet. Delphin-Verlag München, München 1917, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Malerpoet.pdf/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)