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über jede Art nur technischen Künstlertums hinaus und gibt seinen Bildern den ebenso anmutig ansprechenden, wie auch machtvoll nachwirkenden Charakter. Diese Ausdehnung und Größe sichert dem Werk des Meisters seine Volkstümlichkeit bei jungen und alten, bei einfachen und hoch gebildeten Beschauern und Genießern seiner Schöpfungen. Die allzeit natürliche Gebärde, mit der diese Gaben der Kunst dargeboten werden, sind uns Geschenke aus der reinen Natur, wie die leuchtenden Blumen des Frühlings, die frohe Pracht des Sommers, die süße Frucht des Herbstes und die innerliche Stille und Heimlichkeit des Winters. Nur aus einer ganz natürlich gebliebenen, in voller Harmonie befindlichen, aus einer im reinen Einklang von Natur und Geist, Sinnen und Seele befindlichen Wesenhaftigkeit, die das Einzelne und das All als ein gleich Berechtigtes und Schätzbares liebt, kann solche Kunst hervorgehen. Nur dieser Kunst kann auch die allgemeine Liebe und Anteilnahme sich zuwenden, die das Werk Thomas heute schon – und auch fernerhin – als einen Ausdruck der edelsten und wesentlichsten Eigenschaften eines Volkes erkennen und schätzen lassen.

Zum 60. Geburtstag des Meisters hat der Dichter Liliencron die Antwort auf die Frage gegeben, was Thoma für das deutsche Volk bedeutet:

„Wer Du ihm bist? Sein deutscher Maler.
Die Liebe hat sich Dir gesellt,
Und dankbar beugen wir die Kniee
Vor Dir, Du stiller, treuer Held.“

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Empfohlene Zitierweise:
Joseph August Beringer (Hrsg.): Der Malerpoet. Delphin-Verlag München, München 1917, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Malerpoet.pdf/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)