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Stefan George: Der Krieg

Wie das getier der wälder das bisher
Sich scheute oder fletschend sich zerriss
Bei jähem brand und wenn die erde bebt
Sich sucht und nachbarlich zusammendrängt:

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So in zerspaltner heimat schlossen sich

Beim schrei DER KRIEG die gegner an .. ein hauch
Des unbekannten eingefühls durchwehte
Von schicht zu schicht und ein verworrnes ahnen
Was nun beginnt ... Für einen augenblick

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Ergriffen von dem welthaft hohen schauer

Vergass der feigen jahre wust und tand
Das volk und sah sich gross in seiner not.

Sie kamen zu dem Siedler auf dem berg:
›Liegst du noch still beim ungeheuren los?‹

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Der sprach: dies frösteln war das edelste! ..

Was euch erschüttert ist mir lang vertraut ·
Lang hab ich roten schweiss der angst geschwizt
Als man mit feuer spielte .. meine tränen
Vorweg geweint .. heut find ich keine mehr.

20
Das meiste war geschehn und keiner sah ..

Das trübste wird erst sein und keiner sieht.
Ihr lasst euch pressen von der äussern wucht ..
Dies sind die flammenzeichen · nicht die kunde.
Am streit wie ihr ihn fühlt nehm ich nicht teil.

Empfohlene Zitierweise:
Stefan George: Der Krieg. Bondi, Berlin 1917, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Krieg.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)