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Stefan George: Der Krieg

Weit minder wundert es dass soviel sterben
Als dass soviel zu leben wagt. Wer schritthielt
Mit dem Jahrhundert darf heut spuk nur sehn.

105
Der hilft sich · kind und narr: ›Du hasts gewollt‹

Alle und keiner – heisst das bündige urteil.
Der lügt sich · schelm und narr: ›Diesmal winkt sicher
Das Friedensreich.‹ Verstrich die frist: müsst wieder
Ihr waten bis zum knöchel bis zum knie

110
Im most des grossen Keltrers .. doch dann schoss

Ein nachwuchs auf · der hat kein heuchel-auge:
Er hat das schicksalsauge das der schreck
Des ehernen fugs gorgonisch nicht versteint.

In beiden lagern kein Gedanke – wittrung

115
Um was es geht ... Hier: sorge nur zu krämern

Wo schon ein andrer krämert .. ganz zu werden
Was man am andren schmäht und sich zu leugnen
Ein volk ist tot wenn seine götter tot sind.
Drüben: ein pochen auf ehmaligen vorrang

120
Von pracht und sitte · während feile nutzsucht

Bequem veratmen will .. im schooss der hellsten
Einsicht kein schwacher blick · dass die Verpönten
Was fallreif war zerstören · dass vielleicht
Ein ›Hass und Abscheu menschlichen geschlechtes‹

125
Zum weitren male die erlösung bringt.


Empfohlene Zitierweise:
Stefan George: Der Krieg. Bondi, Berlin 1917, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Krieg.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)