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Werkzeugen der Pioniere, große Schwierigkeiten entgegensetzte, sehr erschwert und aufgehalten[1].


  1. Da mit Herausgabe gegenwärtiger Schrift nicht bloß eine Befriedigung der Neugier des militairischen Publikums, sondern auch die Entwickelung lehrreicher Nutzanwendungen der gemachten Erfahrungen bezweckt wird, so möchten hier einige Bemerkungen an ihrer Stelle sein. Zunächst erscheint es dringend erforderlich, sowohl das Schanzzeug der Truppen, als auch die Werkzeuge der Pioniere in besserer Qualität als bisher herzustellen; so wie auch auf den Fahrzeugen einige Brecheisen mitzuführen. Demnächst ist die Errichtung eigener Pioniere bei den Truppentheilen, nach Art der Französischen Sappeurs, oder der bei vielen andern Armeen, nahmentlich auch der Sächsischen, bestehenden Zimmerleute, höchst wünschenswerth. – Als das dem Verfasser untergebene Kaiser Alexander Grenadier-Regiment die erste Preußische Truppe war, welche am 5ten April 1848 in Rendsburg einrückte, war es bei Erkennung des Kniggen-Terrains der schleswigschen Halbinsel eine der ersten Maaßregeln, bei jedem Bataillon des Regiments eine Pionier-Section zu errichten, aus Zimmerleuten und anderen ähnlichen Handwerkern und Handarbeitern bestehend, welchen das sogenannte große Schanzzeug (Aexte, Hacken, Picken und Spaten) permanent übergeben wurde und welche unter der Führung eines geeigneten Unteroffiziers eine eigene, in der Regel an der Tete des Bataillons marschirende, zu keinem andern Dienste heranzuziehende, Abtheilung bildeten. Diese Einrichtung, welche späterhin auf höheren Befehl bei allen auf dem dortigen Kriegsschauplatz befindlichen Preußischen Fuß-Truppen nachgeahmt wurde, bewährte ihren Nutzen in dem hierauf folgenden Feldzug auf die mannigfachste Weise. – Beim Abrücken nach Dresden wurde für die beiden Bataillone des Kaiser Alexander Grenadier-Regiments diese Einrichtung sofort wieder ins Leben gerufen und erwies hier nicht allein ihren Nutzen, sondern geradezu ihre Unentbehrlichkeit. – Die anderweitig in Vorschlag gebrachte Einübung aller Mannschaften der Infanterie im Pionier-Dienst kann jene Einrichtung nicht ersetzen, da sie immer nur eine sehr mäßige Fertigkeit des Einzelnen hervorzubringen vermöchte. – Der Einwand: die bei den Truppen befindlichen Pioniere würden in gewöhnlichen Zeiten [23] nur eine Last für die Truppen, eine Quelle des Müßiggangs für die Pioniere sein, ist nicht stichhaltig. Auch im Frieden läßt sich die technische Fertigkeit solcher Arbeiter: an den Schießständen, in den Kasernen etc. auf das vielfachste verwerthen, und daß sie nicht zu unmilitärischen: „Ouvriers“ herabsinken, dafür sorge die ihnen beizulegende und aufrecht zu erhaltende Eigenschaft als Elite-Soldaten; (in der Preußischen Armee freilich etwas kärglich durch den Gefreiten-Titel und die Gefreiten-Zulage ausgedrückt). Der Napoleonsche Sappeur war sich dieser Eigenschaft, die ihn bei Stürmen etc. auf den gefährlichsten Posten berief, sehr wohl bewußt, zeigte dies Bewußtsein auch in seiner martialischen Haltung. – Je kultivirter und folglich durchschnittener die Kriegsschauplätze werden, je mehr der Kampf in Städten eine Hauptrolle in den Feldzügen zu spielen bestimmt scheint, desto unabweislicher wird die vorgeschlagene Einrichtung.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)