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gehackten Blei’s, der Glasscherben und anderer, im ehrlichen Kampfe als widervölkerrechtlich angenommenen, Ladungen bedient.

Die Stelle des Geschützes vertraten, nächst einigen Böllern von Schützengilden, sechs Stück einpfündige Kanonen, welche ein reicher Hüttenbesitzer zum „Vergnügen“ im Besitz gehabt hatte und die ihm jetzt von den Insurgenten angeblich mit Gewalt weggeführt worden waren. Sei es aus Mangel an Kugeln oder aus Mangel an Zeit, dergleichen herzustellen, sei es um ein mörderischeres Geschoß auf nahe Entfernungen zu gewinnen, waren Eisen-Cylinder von der Stärke des Geschütz-Kalibers gegossen und in Stücke von etwa 6 Zoll Länge zerhackt worden. So wenig dieses Projectil auf weitere Entfernungen einen nur einigermaßen sichern Schuß dargeboten haben würde, so gräßlich zerschmetternde Wunden riß es auf nähere Entfernungen im Straßen-Kampfe in seinen drehenden Schwingungen; man erkannte es schon in der Luft an einem eigenthümlichen Rauschen, das weder dem volltönenden Sausen der Kanonenkugel noch dem zischenden Pfeifen der Gewehr- oder Büchsen-Kugel glich.

Wie an Eisen und Blei so konnte es auch an Pulver den Insurgenten in einer großen Stadt und besonders in einem Lande nicht fehlen, wo für Bergbau und Steinbrüche so viel Sprengungs-Material im Handel und Privat-Verkehr vorräthig gehalten wird. Auch wurden gleich anfangs die Bestände einer bedeutenden Pulver-Fabrik in der Umgegend Dresdens von den Insurgenten in Beschlag genommen. Nach Beendigung des Kampfes wurden noch 18 Centner Pulver aus dem Rathhause nach dem Zeughause geschafft.

Zu den Brandstiftungen wurden Pechkränze, Terpentin-Oel und andere brennbare Stoffe theils in Bereitschaft gehalten, theils ihre Anwendung sowohl versucht

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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)