Seite:Der Kampf in Dresden im Mai 1849.pdf/127

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

für ein durch den Drang der Umstände nothwendig gewordenes Rettungsmittel hätten betrachten müssen. Die Zuversicht der Treugebliebenen dagegen, besonders der Truppen, mußte durch dieses bestimmte Aussprechen des Entschlusses der Regierung: der Revolution kräftig entgegen zu treten, neu bestärkt und gehoben werden. Endlich sicherte sich die Regierung durch diese letzte Aufforderung an die Abgefallenen zur Gesetzlichkeit zurückzukehren, – ihrem eigenen Gewissen, der öffentlichen Stimme und der Presse, wie auch etwaigen späteren parlamentarischen Interpellationen gegenüber vor dem Vorwurfe: nicht Alles, nahmentlich nicht noch einmal den Weg der Milde und der Verständigung versucht zu haben, ehe zur blutigen Entscheidung geschritten wurde.

Die einzige, die militairische Lage der Dinge einigermaßen tangirende Folge dieser Proclamation war höchstens die, daß ein großer Theil der Kommunalgarde sich dadurch noch mehr in dem Vorsatz bestärkt fand, sich von der extremen Richtung loszusagen, welche die Bewegung in den letzten Tagen genommen hatte, wenngleich diese Richtung durch den Augenschein schon mehr, als es die Königliche Proclamation zu thun vermochte, dargelegt worden war.

Auch wurde von Seiten der Regierung und des Truppen-Kommandos nicht auf eine Wirkung jener Proclamation gerechnet, sondern alles zum Kampfe vorbereitet.

Ein Tagesbefehl machte den Truppen die Uebertragung des Ober-Befehls an den General-Lieutenant von Schirnding bekannt und wurde von ihnen mit Freuden begrüßt. Auch wurden den einzelnen Abtheilungen nochmals die Kriegs-Artikel vorgelesen und sie dabei zu dem Festhalten an die dem Könige geschworene Treue und an ihre Pflicht ermahnt. Ein Lebehoch auf den König beantwortete dies überall, wie denn von jetzt ab jede zum erstenmal über die Brücke in das Gefecht vorgehende Abtheilung

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/127&oldid=- (Version vom 31.7.2018)