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Warum verwandelt er nicht durch ein einziges Wort die ganze Welt in ein Paradies, in welchem es keine Mühe und keine Thränen mehr giebt? Weil die einzige Freude in der Welt die Arbeit ist und deren Segen die Entwicklung, und an dieser langsamen Entwicklung durch Ringen und Mühe hat Gott selbst seine Freude. Auch Erasmus hatte sich einst mit den verwirklichten Gebilden seiner Phantasie umgeben, doch er hat alles wieder zertrümmert, um von neuem als einfacher Mensch im Schweiße seines Angesichts zu beginnen. Und wenn er des Abends sein Tagewerk beschaut, da empfindet er Freude und Zufriedenheit.“

Verschämt senkte Richard den Kopf. Er war vollkommen geschlagen worden.

„Du könntest noch ganz andere Fragen stellen,“ nahm Scipio wieder das Wort. „Nun laß Dir aber weiter erklären, wie es hier zugeht. Erasmus hat stets für das klassische Altertum geschwärmt, er hat daher diese Stadt und die ganze Insel nach römischem Muster angelegt, verbunden mit der holländischen Bequemlichkeit seiner Jugendzeit. Also Du verstehst wohl: er schwärmt für die Zeit der Römer, hängt aber auch noch an den Sitten seiner Väter, er ist ein Holländer in der römischen Toga. Alles, was Du hier siehst, ist der Intelligenz seines Geistes und dem Fleiße der Hände seiner Unterthanen entsprungen, und er selbst freut sich an unseren Fortschritten und ist nur Lehrer, nichts weiter. Mit seiner Macht greift er nicht in unser Werk ein. Alle Fortschritte und Erfindungen der Menschheit verachtet er. Die Kunst und Wissenschaft aber geht ihm über alles, darin müssen wir uns fortbilden, um dereinst ihm gleich zu werden, sonst braucht der Mensch hier nichts weiter, als was ihm die Natur an Nahrungsmitteln bietet. Die tausend Nichtigkeiten, welche die Außenwelt nötig zu haben wähnt, giebt es hier nicht.

Die Bevölkerung zerfällt in Sklaven und Freie. Die Sklaven werden zur Arbeit angestellt, sie müssen für die Erzeugung der Nahrungsmittel sorgen, das Feld bebauen und

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Robert Kraft: Der König der Zauberer. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_K%C3%B6nig_der_Zauberer.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)