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sagte er mit schallender Stimme auf holländisch, welche Sprache sowohl Richard als Gustav verstanden:

„Unser Gebieter hat befohlen, und sein Wort ist schon die Ausführung. Diese Flüchtlinge hier auf dem Schiffe sind des ersten Todes gestorben, als sie die Todesgrenze unserer Insel überschritten.“

Er stampfte darauf nochmals mit dem Stabe auf, machte eine scharfe, halbe Wendung und trat einen Schritt zurück, um nun, steif wie ein Soldat, stehen zu bleiben.

Dies alles war offenbar eine Ceremonie, die man dem Greise schuldete, und die etwas Militärisches an sich hatte. Welch ein buntes Durcheinander!

Römer und ein Ruderschiff aus dem klassischen Altertume, ein moderner Schoner, alte Holländer und preußische Disciplin!

Was waren das nur für Spukgestalten? Waren es die Seelen in verschiedenen Zeitaltern verstorbener Seeleute, die sich hier zusammengefunden? Doch nein, es waren lebende Menschen! Das Auge der beiden Versteckten sah ja so manches, was sich nicht mit Geistern zusammenreimte. Der eine der weiß gekleideten Jünglinge war zum Beispiel über eine Leiste gestolpert, wäre beinahe gefallen – und Geister stolpern doch nicht. Der Greis war mit seinem himmelblauen Gewand an einem Nagel hängen geblieben, ein Mann sprang hinzu und machte ihn frei, wobei in der Toga ein Loch entstand; auch lief ihm der Schweiß in großen Tropfen von der Stirn – das alles war ebenfalls durchaus nicht geisterhaft!

Aber nicht nur die versteckten Beobachter waren starr vor Schreck und Entsetzen; auch die holländischen Männer, selbst einer der hoheitsvollen Jünglinge – und das war vielleicht das Seltsamste – drückten in ihren Zügen und in ihrem ganzen Gebaren offenbar eine grenzenlose Furcht aus. Nur der Herold und der Jüngling mit dem Becher schienen nichts Ungewöhnliches in alledem zu finden.

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Der König der Zauberer. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_K%C3%B6nig_der_Zauberer.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)