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„Er war ausfallend und frech,“ verteidigte Heise sich jetzt in der Flüstersprache, die während der Vorstellung hinter der Szene Brauch ist.

„So? Frech?“ höhnte Büchner. „Zu Ihnen frech, Herr Obertenor? So, so! Dann will ich Ihnen mal was sagen: Sie haben offenbar das Bedürfnis, immer aufzufallen, meistens missliebig. Nach der Vorstellung lassen Sie sich auszahlen und verduften Sie. Sie sind ja ein ganz unglaublicher Zeitgenosse.“

Heise fühlte plötzlich seine Beine nicht mehr. Er knickte ein, wäre beinahe gestürzt. So vernichtend und nervenlähmend hieb diese Entlassung auf ihn ein. Keine Arbeit – kein Verdienst und fort von Jo! Am Abend nicht mehr mit ihr zusammen im Theater sein! Und das Zimmer in Jos Pension für achtzig Mark! Und arbeitslos! Und ohne Chance und – –! Es brauste ihm im Hirn.

„Herr Direktor,“ flehte er fahl vor Entsetzen, „ich werde – nichts wird mehr vorkommen. Nur entlassen Sie mich nicht.“

Buchner machte eine ungeduldige Geste. Heise verlor den Kopf, er musste etwas sagen. Er musste sich vor diesem Menschen entschuldigen. Er musste im Theater bleiben. Um jeden Preis!

„Herr Direktor,“ bettelte er, „ich war so erregt – es ging mich gewiss nichts an – aber wenn Sie gesehen hätten, wie brutal er sich gegen Frau Nansen benommen

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/99&oldid=- (Version vom 31.7.2018)