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Hoffnung erweckt hat, und sagen uns ohne Groll Lebewohl. Leben Sie wohl, Herr Bara und Hals und Beinbruch für morgen Abend.“

„Viola! Du kannst mich doch nicht einfach – – ich schwöre dir, du brichst mir das Herz.“

„Lieber Bara, wir wollen doch nicht falsche sentimentale Töne anschlagen. Sie werden sich sehr rasch trösten. – Ich bitte Sie nur noch um eine kleine Gefälligkeit. Darf ich?“

Er schwieg. Ihm blieb der Atem weg. Es war das erste Mal, dass eine Frau ihm den Laufpass gab. Bisher war immer er der Austeiler dieser Abschiedslegitimation gewesen. Da keine Antwort kam, fuhr sie fort:

„Können Sie sich nicht rasch erkundigen, wie der Chorist heisst, von dem Sie mir gestern erzählt haben? Ach, und bitte auch seine Adresse,“ fügte sie hinzu.

Wieder kam keine Antwort.

„Hallo? Hallo? Sind Sie noch dort?“

Er hieb den Hörer auf die Gabel, dass der helle Krach Violas Trommelfell gefährdete[1]. Das war zuviel! Zu der Absage auch noch den Hohn. Das war zuviel für den verwöhnten Liebling der Frauen! Er sass von dunklen Gedanken umnachtet in seiner Garderobe, bis der Inspizient ihn zum zweiten Aufzug rief.

Es ist leicht erklärlich, dass Bara nicht ganz bei der Sache des Columbus war. Ihm! Ihm! Dem jede Frau zulief, der er nur mit dem kleinsten Finger winkte! Ihm hatte diese eingebildete, überspannte Pute den schlichten Abschied gegeben. Er hatte gleich gemerkt, dass sie ein sehr

  1. Vorlage: gefährtete
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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/81&oldid=- (Version vom 23.8.2020)