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hahnebüchen verpatzt und versaut, dass nach altem Theaterglauben morgen ein unerhörter Erfolg fällig war.

Die drei Träger der Hauptrollen, des Columbus, seiner Gemahlin Donna Felipa und der Königin Isabella hatten jeder ihre sehr privaten Gründe zur Indisposition und ihre höchst persönliche Behinderung zur Hingabe an die Generalprobe.

Jo Ternitz schielte viel zu oft hinter sich auf den Chor, lauschte viel zu oft auf eine gewisse Tenorstimme unter den „spanischen Edelleuten und Volk“, um ihre Sinne auf ihre Rolle zu richten.

Aber die Verzweiflung Buchners und des Dirigenten belebte Bara zur tobenden Rabiatheit. Er schien im zweiten Akt von allen guten Geistern verlassen.

Der Grund seiner Verstörtheit war ein Telefongespräch, das er während des Umbaus der Szene nach dem ersten Akt in seiner Garderobe mit Viola Windal geführt hatte. Ohne eine Ahnung von der Missstimmung, in der sie gestern von ihm gegangen war, in der Sehnsucht, heute wenigstens ihre erregende Stimme zu hören, rief er sie an. Er wollte ihr sagen, dass er morgen nur für sie singen würde, sie fragen, wo sie sass, dass er zu ihr hinaufblicken könne im Vorgefühl ihrer Liebe und der glücklichen Ahnung kommender geheimer Wonnen.

Das Gespräch über den Draht verlief aber weniger turteltaubenhaft, als Bara sich erträumt hatte.

Viola hatte eine lange Nacht des Grübelns und der Erkenntnis hinter sich. Die Enttäuschung, Scham und Ernüchterung, die sie

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/77&oldid=- (Version vom 31.7.2018)