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haben. Er musste die Frage stellen, die seine Schicksalsfrage geworden war, musste wissen, ob sie ihn nur aus Mitleid angesprochen und zu sich eingeladen hatte, wie man einen Bettler von der Strasse mit hinaufnimmt und ihn abfüttert, weil der Jammer einen erschüttert.

„Frauenliebe ist eben etwas Undeutbares,“ folgerte sie gerade in Gedanken an Fatma Nansen.

Er fühlte sehr wohl, dass der Augenblick ungeschickt und taktlos gewählt war nach diesen Worten. Aber er musste wissen, warum er hier sass. Er ertrug die Pein nicht von dieser Frau, die er liebte, – ja, ja, jetzt liebte er sie. Je ferner sie ihm innerlich rückte, desto sehnsuchtsvoller liebte er sie – von dieser Frau bemitleidet zu werden.

Er platzte heraus: „Warum sind Sie so gut zu mir, Fräulein Ternitz?“

Sie sah ihn verblüfft an aus den länglichen Augen, das Schönste in ihrem klaren Gesicht.

„Warum? Drollige Frage, Peter Heise. Weil ich Sie gern hab, natürlich. Das können Sie sich doch eigentlich selber sagen.“

Er spürte wieder das fast unbesiegliche Verlangen, aufzuspringen und sie in die Arme zu reissen. Jetzt wusste er schon, was er zu tun begehrte. Ein Mann sein. Wie ein Mann handeln. Aber alles war ihm so neu, so ungewohnt und nie erfahren. Das Bewusstsein, jämmerlich angezogen zu sein und wahrscheinlich schmierig, ungewaschen nach der Probe und ungekämt – und alles – wurde zu einer lächerlichen Hemmung. Dabei schrie es in ihm laut: sie hat dir ja eine verhüllte Liebeserklärung gemacht! Nein,

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)