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Koffer. Frau Breitspecht stand stumm dabei. Die Unterbringung seiner Habseligkeiten erforderte keine lange Zeit. Ihr Hauptbestandteil waren seine Noten und Bücher. Dann sah er unschlüssig um sich.

„Nehmense es mir nich übel,“ bat die Frau. „Sie müssen doch zugeben: jeder is sich selbst – –“

„Ja, ja“ unterbrach Heise die dritte Wiederholung der wenig trostreichen Maxime. „Na, denn adieu, Frau Breitspecht – sowie ich Geld habe –“

Schnell unterbrach sie. Wozu den armen Teufel noch lügen lassen?

„Lassen Sie man, Herr Heise, wenn Sie was haben, werden – se es selbst brauchen können. Ich rechne nu ja nich mehr damit. Viel Glück! Heutzutage muss jeder sehen, wo er bleibt.“

Auch damit hatte sie recht. Peter Heise musste nun sehen, wo er blieb. Er stand auf der Strasse, den Koffer in der Hand, und überlegte, wo er bleiben konnte. Die Frage war nicht ganz leicht zu lösen. Er hatte genau 45 Pfennig in der Tasche und auf keiner Bank oder Sparkasse oder sonstwo in der Welt Reserven. Wohin? Nirgends würde man ihn ohne Vorauszahlung aufnehmen. Frau Breitspecht war eine menschenfreundliche Ausnahme gewesen. Aber diese Humanität hatte sich jetzt bitter gerächt. Wohin?

Er ging zur Chausseestrasse zurück. Ging wieder den Weg, den er vor wenigen Minuten mit tausend Glückssegeln dahingetrieben war. Jetzt hing sein Lebenssegel schlaff und traurig nieder in einer bösen

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/61&oldid=- (Version vom 14.4.2018)