Seite:Der Held von Berlin.pdf/55

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Was hast du denn?“ fragte er verdutzt.

„Nichts, ich habe nur Eile.“

Sie liess sich leblos küssen und eilte davon. Auf der Treppe blieb sie stehen und wischte mit beiden behandschuhten Händen über ihr Gesicht. Diesen Mann, diesen kleinen, engherzigen Mann hatte sie geliebt. Diesem feigen Egoisten, der einen großen Kollegen im Chore verkommen und verkümmern liess, hätte sie sich fast hingegeben. Sie rannte die Treppe hinab, als fliehe sie vor sich und ihrer Schmach.

Als sie gegangen war, schüttelte Bara verständnislos den Kopf. Sie hat doch was gehabt, grübelte er. Was bloss? Doch eine schwierige Frau. Aber lecker! Lecker! Dieses Gesicht, dieser ranke Körper mit dem harten Fleisch! Ich werde sie schon erziehen, tröstete er sich. Hm, was nun? Was sollte er mit dem angebrochenen Nachmittag beginnen? Einen Augenblick durchzuckte ihn der Gedanke, die Freiheit von heute zu benutzen und Fatma zu begütigen. Ihr den unbesetzten Abend schenken. Aber ein Widerstreben hielt ihn zurück. Nein, nicht ihr gegenüber noch einen Fehler begehen. Es war schon verrückt genug gewesen, sie nach Berlin mitzunehmen. Die Sache war endlich aus. Das Schlimmste war überstanden. Nicht wieder anbandeln. Nicht wieder die zerrissenen Fäden anknüpfen.

Er warf sich verdriesslich auf die Couch. „Bisschen dösen, vielleicht schlafen – dann bummeln – mal Berlin solo geniessen.“ Smoking und Wäsche hatte er vorsorglich aus dem Hotel in die Wohnung gebracht für den Fall, dass Viola mit ihm ausgehen wollte. Ja, schwieriges Weib – bisschen verstiegen – wie Frauen oft sind – – wird sich geben – – wird

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)