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„Was?“ Ihr Atem pfiff. Der Motor ihres Wesens lief in allem, was sie tat, in ihrem Sport, ihren gesellschaftlichen Ambitionen, in persönlichstem Erleben stets auf höchsten Touren.

„Steh auf,“ befahl er. Es war ihm lästig, dass sie da immer noch vor ihm kniete. Er war jetzt nicht erotisch gestimmt. Er war im Bann des Geschehens auf der Bühne und damit verpasste er seine Gelegenheit. Er liebte Anbetung, aber im rechten Augenblick. Sie erhob sich, stand unschlüssig vor ihm.

„Ja, da ist etwas passiert,“ berichtete er eifrig, „Was mir in den zehn Jahren, seit ich an der Bühne bin, noch nicht passiert ist. Ein Chorist sprang vor und wollte die Rolle haben. Meine Rolle!“

„So eine Frechheit,“ sagte sie matt. Ihr war innerlich flau geworden.

„Ja, und dann begann er dieses Abschiedslied zu singen.“

„Ich kann mir vorstellen, wie er gesungen hat,“ sagte sie mit einem erzwungenen Lächeln.

„Nein, meine Liebe. Das kannst du eben nicht. Der Kerl hat unerhört gesungen.“

„Der Chorist?“

„Geradezu unerhört. Die Andern haben es nicht bemerkt. Wer versteht denn was von Stimmen! Aber Buchner hat es gehört. Der hat ein feines Ohr. Der wollte ihn nehmen.“

„Statt deiner? Unmöglich!“

„Das sagst du so. Ich sage dir, er wollte ihn für mich

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/51&oldid=- (Version vom 23.8.2020)