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erste grosse unvergessliche Liebe, unvergesslich, wie erste glückliche Liebe in Frauenherzen ist, war sie jung gewesen. Ganz jung und lebensstark und zukunftsgewiss. Sie hatte Qualen gelitten, als er sie fortwarf. Aber sie war darüber hinweggekommen. Sie war nicht zugrunde gegangen. Die allgemeine Anbetung der Verehrer ihrer Kunst und ihres Weibtums hatte sie darüber hinweg getragen. Sie hatte sich mit geringeren Neigungen getröstet. Das Leben war weiter gegangen, und dann war Bara gekommen. Im vorigen Jahr. Sie war schon lange Jahre an der Metropolitan. Bara kam nur auf ein Jahr. Länger verpflichtete er sich nie, in dem Verlangen, in aller Welt als Sänger zu wirken, und weil er als Mann auf einer ewigen Jagd nach Abenteuern war. Die Robustheit, mit der er zarte Bande zerfetzte, forderte einen häufigen Wechsel der Schauplätze seiner Liebschaften.

Er war für sie die letzte grosse Erfüllung geworden. Sie liebte ihn, wie sie am Anfang ihrer Laufbahn geliebt hatte. Nur reifer, nur noch leidenschaftlicher, weil sie so viel erfahrener geworden war durch ihren ersten grossen Schmerz, durch ihre Enttäuschung und durch das Leben, diesem schonungslosesten Lehrmeister.

Zum ersten Mal hatte Bara das begangen, was er bald darauf eine „bodenlose Dummheit“ nannte. Er hatte eine Geliebte von der alten Stätte seines Gastspiels zu der neuen überführt. Er hatte Fatma Nansen überredet –, sie liess sich mühelos überreden! – ihren langfristigen Vertrag in Amerika zu lösen und ihn nach Berlin zu begleiten. Auf gut Glück. Ohne Engagement. Sie hatte freilich sofort bei Buchner mit ihrem internationalen Namen, ihrer Stimme, ihrem schauspielerischen

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)