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meine, man hört Ihrer Stimme doch an, mit welchem Fleiss sie durchgebildet ist?“

„Tja, das kam nun so. Ich traute mich natürlich nicht, zuhause zu sagen, dass ich Sänger werden wollte. Seeleute werden nicht Sänger, wie Sie selbst vorhin bemerkt haben. Man hätte mich ausgelacht und für überkandidelt gehalten. Wir waren drei Jungens und vier Mädchen. Vater ist draussen ertrunken, wie ich zehn war. Wie ich achtzehn war, bin ich heimlich auf und davon gegangen.“

„Nach Hamburg?“

„Nein, nach Berlin. Als Seemann kann man mancherlei. Ich fand Arbeit. Es war die Zeit nach der Inflation – dreiundzwanzig – allgemeiner Aufschwung. Ich hab fünf Jahre nachts in einer grossen – erschrecken Sie nicht!“

„Wo vor?“

„– – Sargtischlerei gearbeitet. Auch gleich in manchem meiner Erzeugnisse geschlafen.“

„Graulich.“

„Das denkt man nur so. Ist doch nur harmloses Holz. Ich sag Ihnen, ich hab herrlich geschlafen, wenn ich mich morgens früh um fünf hineinlegte.“

„Und tagsüber?“

„Hab ich gearbeitet, gelernt, jeden Pfennig, den ich verdiente, dem Gesanglehrer gegeben. Er war ein grosser Könner und ein guter Mensch. Er wollte mich umsonst unterrichten. Aber das konnt

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)